Samstag, 6. Februar 2010

Spotlight auf "Abenteuer Vielfalt"!


Oben: Die Gruppe verwandelt sich zu einer Maschine aus Bewegungen und Lauten. Unten: Dr. Ruth Steinke (links) und Patricia Masibay (rechts) moderieren das anschließende Gespräch.


Die Vorstellung erntet viel Lob und erweckt Interesse

Teilnehmer des Theaterprojekts "Abenteuer Vielfalt" haben am 
1. Februar 2010 ihre Ergebnisse im Alten Schlachthaus aufgeführt. Dr. Ruth Steinke von der Volkshochschule Schwäbisch Hall, Mitveranstalter des Culturcafé International und des Projekts "Abenteuer Vielfalt" begrüßte über 50 interessierte Besucher im Theatersaal zur Auftakt Veranstaltung der interkulturellen Reihe.

Bühne frei für die Jugendlichen
Einzeln ruft Patricia Masibay vom Internationalen Frauenkreis die jugendlichen Teilnehmer auf die Bühne und stellt sie vor. Nach kurzer Zeit stehen acht Akteure im Alter zwischen 14 und 20 Jahren auf der Bühne- sie kommen aus Schwäbisch Hall, aus Gaildorf, Polen und Italien. Die Saallichter gehen aus und unter Theater-Beleuchtung beginnt die Aufführung.
Paare spiegeln sich langsam im Stehen, dann imitieren sie einander lautlos quer durch den Raum: hüpfend, auf den Knien, langsam mit hochgehaltenen Händen und in schnellen kleinen Schritten. Ihre Stimmen ertönen: "Herzlich Wilkommen" und "Das soll Theater sein?" Die Imitationen werden nun auch mit Lauten untermalt. Eine Szene geht in die nächste über. "Also, mir ist das zu schräg", eine junge Dame auf der Bühne beginnt mit eigenartigen Bewegungen und Geräuschen, nach und nach schließen sich die Anderen an bis alle auf der Bühne eine wirre "Maschine" aus Klang und Bewegungen bilden. Die Maschine wird schneller, lauter und fällt auseinander- in vier stehende und vier liegende Figuren. Musik setzt ein, im gleichen Takt bewegen sich die Figuren. Dann finden sich die Paare wieder und tanzend kreisen sie umeinander bis ein Darsteller eine Zeitung entdeckt und beginnt darin zu lesen. "Das ist doch keine Zeitung" kontert ein Anderer, nach einem Schulterklopfen wechseln die Darsteller und verwandeln die Zeitung in: ein Baby, einen Waschlappen, ein leckeres Eis, einen Baseball-Schläger. Als sie ein Handball wird, schreien alle "Hier, hier, hier". Dann wird es wieder still. Die Bühne ist nun kein Handballfeld mehr sondern ein Laufsteg auf dem die Darsteller unterschiedliche Charakterzüge ins Rampenlicht setzen. Ganz am Ende ist ein Aufzug hergezaubert. Er steckt fest und dann beginnt eine witzige Auseinandersetzung unterschiedlicher Personen mit besonderen Problemen. 
In 20 Minuten zeigten die Jugendlichen ihr Können im Theaterspielen und in Improvisation. Dabei unterhielten und begeisterten sie das Publikum. Sie ernteten Lachen und enthusiastischen Beifall.

"Was haben wir hier eigentlich gesehen?"
Nach der kurzweiligen Aufführung fand ein moderiertes Gespräch zwischen den Veranstaltern und der Theatergruppe statt. Rainer Möck, Theaterpädagoge und Mitschreiber des Konzepts für diese fünfmonatige Ausbildung zum Jugendbegleiter erklärte „Die Vorführung ist ein Einblick in die Ausbildung. Man sah in Teilen oder sogar im Ganzen die verschiedenen Übungen, welche die Jugendliche gelernt haben und auch weiteranleiten können“. Patricia Masibay, interkulturelle Trainerin, erklärte wie das Projekt überhaupt zustande kam und Dr. Ruth Steinke sprach über die Rolle der Volkshochschule Schwäbisch Hall.
Die junge Theaterpädagogin von den Freilichtspielen, Tina Koball, schilderte ihre Erfahrungen mit der Gruppe als motivierend: "Die Gruppe ist aufgeschlossen, neugierig und energievoll. Eine gute Mischung aus Spaß und Konzentration machte die Arbeitsatmosphäre aus". Dann sprachen die Jugendlichen über ihre Erfahrungen. Jannik Weisse (14) Jahre alt aus Schwäbisch Hall, bestätigt die tolle Dynamik der Gruppe. "Besonders waren für mich die tollen Leute in der Gruppe und die Zusammenarbeit mit ihnen. Ich hatte die Erwartung reines Improvisationstheater zu spielen, aber war dann positiv überrascht, als es noch viel mehr war". Für Martina Boatti, (18) Austauschschülerin aus Alessandria, Italien, brachte die Ausbildung die Mittel "eine andere Anschauungsweise" auszuprobieren.
Die Zuschauer, unter anderem Experten aus der Theaterwelt wie Freilichtspiel-Intendant und Regisseur Christoph Biermeier und der interkulturelle Theaterpädagoge Rusen Kartaloglu vom Badischen Staatstheater Karlsruhe sprachen großes Lob aus für die gelungene Performance und das besondere Konzept von "Abenteuer Vielfalt". Beide zeigten ihr großes Interesse an der Zukunft des Projekts. "Wie geht es jetzt weiter?" wollten jedoch nicht nur die beiden wissen. Zwischen dem Publikum und den Darstellern gab es eine anregende Diskussion über die Bedeutung und Möglichkeiten eines "Jugendbegleiters".  Projektteilnehmer Philip Michel, (16) aus Schwäbisch Hall, fand die Diskussion ginge ein bisschen "zu weit voraus" In der Tat ist die Ausbildung noch nicht ganz abgeschlossen. Es gibt eine weitere Aufführung am 8. Februar, allerdings diesmal mit der tatsächlichen Zielgruppe für Jugendbegleiter: Kinder! In der Grundschule Langer Graben wird die "Abenteuer Vielfalt" Gruppe in der Praxis erfahren,  was ein Jugendbegleiter macht. Die Bedenken, die manche geäußert haben, hat die 14jährige Mira Scherrer aus Tullau selbstbewusst beantwortet: "Wir werden begleitet und wir sind nicht alleine gelassen". Alle Mitglieder des Projekts bestätigten, dass die Jugendlichen, die als Jugendbegleiter weiter machen möchten, weiterhin eine fachkundige Unterstützung erhalten.  Ermutigende Worte kamen aus dem Publikum, "Macht weiter so!"
Dr. Ruth Steinke fasste zusammen: "Bei dieser Präsentation wurde mehr als deutlich, wie kreativ und intensiv sich die jugendlichen Projektteilnehmenden während des Workshops in ihren Improvisationen mit Situationen und den Gefühlen der Vielfalt, Fremdheit und des Anderssein auseinandergesetzt haben".

Szenen der Aufführung  
Die Gruppe improvisiert Bewegungen, Gesten und Geräusche





Im Aufzug steckengeblieben: eine witzige Auseinandersetzung unterschiedlicher Personen mit besonderen Problemen.


Fotos: Schürg
Text: Patricia Masibay



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