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Kristin Kumria trägt die Gruppe in das Goldene Buch
der Stadt Neustrelitz ein. Von links nach rechts: Katelynn (Kate) Ramey, Friederike
(Rike) Scherzer, Luisa (Lui) Heinold und Helen Streicher. Die Gruppe vor dem Turm der Stadtkirche.
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In Juni 2012 reiste fünf Absolventen der Abenteuer
Vielfalt Staffel 3 auf Einladung nach Neustrelitz, Partnerstadt von Schwäbisch
Hall. Unter dem Motto „europäische Begegnungen“ gestaltete die Stadt das
Kulturprojekt „Jugend tanzt und musiziert für Europa" als kreative Woche.
Vom 5. bis 11. Juni 2012 trafen sich Jugendliche
zwischen 13 und 19 Jahre aus verschiedenen Partnerstädten von Neustrelitz. Neben
ihre Vorbereitungen für das große öffentliche Auftritt zum Schluss auf der
Festspielbühne im Schlossgarten hatten die Jugendlichen die Gelegenheit sich
durch verschiedene Freizeitangebote besser kennen zu lernen. Das Gefühl als
Teil einer gemeinsamen Europa sowie das Engagement für Europa sollte durch
diese Erfahrungen gestärkt und unterstützt.
Über die Erfahrungen der Abenteuer Vielfalt Gruppe
berichtet Kristin Kumria:
Neustrelitz hat etwa 21.200 Einwohner gehört zum
Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und ist seit 1988 eine Partnerstadt von Schwäbisch Hall.
Ankommen in Groß-Quassow
Als Lui, Kate, Rike, Helen und ich nach einer
langen Anreise mit dem Zug endlich in Groß-Quassow ankamen, wussten wir noch
nicht so recht, auf was wir uns da eigelassen hatten. Beim Anblick unseres eher
bescheidenen Bungalows, in dem wir die nächsten Tage hausen sollten, tauschten
wir bereits vielsagende Blicke. Um es kurz zu fassen: Eng und nicht ganz
sauber. Es frustrierte uns etwas, dass gleich gegenüber eine Reihe riesengroßer
und luxuriös ausschauender Bungalows stand, die zudem unbewohnt waren. Dafür
war das Gelände, umso schöner. Viel Grün, viele Bäume und direkt am See und
wenn man Glück hatte, lief einem der Camp-Hase, der hier sein zu Hause gefunden
hatte, über den Weg.
Zuvor hatte sich uns Andreas Schrader, der das
ganze Projekt leitete- und das bereits seit 10 Jahren, vorgestellt und uns
begrüßt. Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Erkundung des Camps und vor
dem Mini-Fernseher in unserem Bungalow.
Erste Tag in Neustrelitz
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach
Neustrelitz und begaben uns gemeinsam mit den Tänzern aus Russland und Polen
ins Rathaus, wo uns Bürgermeister Grund von Neustrelitz, begrüßte, während
seine Worte zuerst auf Russisch und anschließend auf Polnisch übersetzt wurden.
Danach durfte sich jede Gruppe in das Goldene Buch der Stadt Neustrelitz
eintragen. Anschließend machten wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus und
betrachteten Neustrelitz von oben auf dem Turm der Stadtkirche. Das Zentrum der
Stadt bildet ein großer Kreisverkehr, der mit Bänken, Bäumen und Springbrunnen
bestückt ist und von dem Straßen in alle Himmelsrichtungen ausgehen. Die
darauffolgende dreistündige Schifffahrt war anfangs noch sehr interessant, zog
sich danach aber doch etwas in die Länge, weshalb ich aus versehen, den Kopf
auf die Tischplatte gelegt, einschlief. Das Reisen mit der Deutschen Bahn macht
einem am zweiten wohl immer noch zu schaffen…
Erkundung und Bewunderung
Am Donnerstag besichtigten wir die nahe liegende
Burg Wesenberg und starteten, zurück in Groß Quassow, eine Kanutour auf der
Mecklenburgischen Seeplatte. Wir fuhren durch ein
sehr schönes und ruhiges Naturschutzgebiet und beendeten die Kanutour mit einem
Wettfahren. Am Abend machten wir uns auf den Weg nach Neubrandenburg und
besuchten das Konzert „Vom Broadway in die Welt“ in der hellen und modern
eingerichteten Konzertkirche Neubrandenburgs.
Am Tag darauf fuhren wir erneut nach Neustrelitz
und besuchten dort das Slawendorf, das 1994 zur Erinnerung an die Zeit, in der
Mecklenburg-Vorpommern von slawischen Stämmen besiedelt wurde, direkt am
Zierker See gebaut wurde. Uns Abenteurern gefiel dieser Programmpunkt ganz
besonders, da wir altertümliches Handwerk, wie Filzen, Specksteinbearbeitung,
Weben, Tonen oder Körbe Flechten selbst ausprobieren und anschließend mit nach
Hause nehmen durften.
Gegen Nachmittag versammelten sich alle Gruppen in
der Turnhalle Jawaharlal-Nehru in Neustrelitz, in der die polnischen und
russischen Tänzerinnen und Tänzer ihre Tänze probten. Wir beobachteten sie
dabei voller Bewunderung und fragten uns gleichzeitig, wie wir unser
Improvisationstheater in die Aufführung im Schlossgarten Neustrelitz geschickt
einbauen konnten. Um ehrlich zu sein, herrschte bei uns pure Verzweiflung, da
wir das Gefühlt hatten, vollkommen fehl am Platz zu sein. Und der Kommentar von
Andreas: „Das sind größtenteils gecastete Tänzer, das sind die Besten der
Besten!“ bestätigte uns nur noch mehr darin. Wir waren dagegen einfach nur ein
paar Jugendliche in Jeans und T-shirt, die zusammen etwas Spaß haben wollten.
Spielen, Planen, Proben
Unsere Freizeit verbrachten wir unter anderem
darin, ein spaßiges Remake von „Rotkäppchen“ zu drehen, da sich die waldige
Umgebung sehr dafür anbot. Besondere Outfits oder Kostüme, wie unsere
russischen und polnischen Kollegen, besaßen wir nicht. Wir wussten, dass unser
Theater etwas ganz anderes war und leiteten eine Krisensitzung ein, in der wir
besprachen welche Übungen und Spiele wir präsentieren würden, mit denen wir gleichzeitig
das Publikum mit einbinden konnten, denn das war das einzige, was uns
einigermaßen angebracht erschien.
Am Samstag probten wir auf der Bühne im
Schlossgarten in Neustrelitz unseren kleinen Auftritt und probierten unsere
Mikrophone aus. Wir wurden zwischen den Tänzen eigeteilt, um die Aufmerksamkeit
des Publikums aufrecht zu erhalten und nach den aktionsreichen Tanzeinlagen
wieder etwas Ruhe in das Ganze zu bringen.
Bühne Frei für Vielfalt
Zur Eröffnung des Programms „Jugend tanzt und
musiziert für Europa“ ließ man tausend blaue Europaluftballons in den Himmel
steigen. Als erstes moderierten Kate und Helen das Spiel „Bank“ an, in dem es
darum geht, eine Person wortlos dazu zu bringen, die Bank, auf der sie sitzt,
zu verlassen. Dazu holten die beiden ein paar freiwillige Zuschauer, darunter
auch Kinder, auf die Bühne. Von juckenden Läusen bis zum bakterienreichen
Husten war alles dabei. Das Spiel kam gut an und es wurde oftmals gelacht.
Ich moderierte das zweite Spiel „Image of“
(Bild von), bei dem man Begriffe pantomimisch darstellen musste. Die Anzahl der
Freiwilligen war sehr gering (Zitat von Andreas: „Das sind Mecklenburger“, was
so viel bedeutete wie „die sind etwas unterkühlt“) und daher forderte ich die
gesamte zweite Reihe auf, auf die Bühne zu komme, dich sich nur widerwillig in
Bewegung setzte. Auch ein paar kleine Mädels wagten sich nach vorne und alle
stellten sich in einer Reihe mit dem Rücken zum Publikum auf. Ich gab Begriffe
vor wie z. B „Image of Vampir“, woraufhin sich die Mitspieler umdrehen und
gleichzeitig einen Vampir darstellen mussten. Auch dieses Spiel sorgte für die
notwendige Erfrischung und Kurzweiligkeit.
Am Ende des Abends bedankte sich Andreas Schrader
herzlich bei allen Schauspielern und Gästen. Zum Schluss kamen alle Darsteller
auf die Bühne, verbeugten sich und tanzten und klatschten. Auch die Abenteuer
Vielfalt Gruppe tanzte mit (wenn auch nicht ganz so professionell). Den
Abschluss des Abends krönte ein tolles Feuerwerk. Am nächsten Morgen fuhren wir
mit einer Haller Reisegruppe zurück nach Schwäbisch Hall, wobei wir noch eine
zweistündige Pause in Halle an der Saale einlegten, die wir nutzten, um uns die
Stadt ein wenig anzuschauen. Insgesamt hatten wir viel Spaß, auch wenn wir des
Öfteren an unseren Fähigkeiten gezweifelt haben. Nächstes Jahr würden wir gern
wieder dabei sein.
Text: Kristin Kumria
Fotos: Farnaz Schaefer, Internationaler Frauenkreis
Schwäbisch Hall