Mittwoch, 20. Februar 2013

Abenteuer! Vielfalt! Akzent! Ein Bericht über das Austausch-Wochenende in Karlsruhe



Vom 8. bis 10. Februar 2013 kamen 19 Jugendliche aus zwei unterschiedlichen interkulturellen Projekten für einen Improvisations-Workshop in Karlsruhe zusammen: aus Schwäbisch Hall „Abenteuer Vielfalt Staffel 4“  (mit zwei Absolventen aus der ersten Staffel) und aus Karlsruhe „Akzent“. Den zweitägigen Workshop leiteten die Theaterpädagogen Andreas Entner (Abenteuer Vielfalt/Freilichtspiele Schwäbisch Hall), Rusen Kartaloglu und Lamis Klein (beide Akzent/Tiyatro Diyalog). Am dritten Tag gab es eine öffentliche Aufführung auf der Studio Theater Bühne des Sandkorn Theaters.


Katharina Kohler und Gerry Müller-Karschin berichten über das Austausch-Wochenende und ihren ersten Impro-Theater-Auftritt:


Eine kurze Pause unterwegs nach Karlsruhe
Abenteuerlust am Freitag
Katharina

„Vorfreude“ ist wohl das Wort, welches unsere Gruppenstimmung zu Beginn passend beschreibt. Am Freitag treffen wir uns um 13.30 Uhr am Haller Marktplatz und laden unser Gepäck in den Transporter ein. Wenn ich in die gespannten sowie wartenden Gesichter der anderen blicke, bestätigt sich mein Gefühl der vorhergehenden Tage: Ich bin neugierig auf das, was kommen mag. Ich freue mich auf die intensive Zeit, die wir im Theater verbringen werden und auf alle neuen Menschen und Begegnungen, die sich hoffentlich ergeben. Das Wochenende in Karlsruhe kann kommen.

Den ersten Eindruck von der Karlsruher Theatergruppe erhält unsere Abenteuer-Vielfalt-Gruppe noch am selben Abend um 18 Uhr. Nach einem freudigen Hallo und einem Namens-Spiel — Valentina, Ava, Yusuf... Maxi, Fritz, Kathie … Lamis, Rusen und …  – stelle ich mir erstmals die Frage, ob aus zwei ganz unterschiedlichen Gruppen in wenigen Stunden eine Gruppe werden kann, die schon am Sonntag bei einem gemeinsamen Auftritt „funktionert“.

Nach einigen Konzentrations- und Kennenlern-Spielen ist die erste Schnupperphase vorbei. Danach beginnt eine Diskussionsrunde zum Thema „Rassismus“— ich bin über das ernste Thema zur späten Stunde überrascht. Interessant sind unterschiedliche Ansichten zum folgenden kritischen Punkt: „Wo fängt Rassismus an? Bei einer flapsigen Bemerkung über die Hautfarbe eines anderen? Erst wenn man auf offener Straße aufgrund einer anderen Nationalität beleidigt wird?“ Die Gruppe ist sich nicht einig. Weitere Themen tauchen auf: „Was bedeutet ,Rassismus' eigentlich an sich?“ „Benutzen wir den Begriff vielleicht zu häufig? Verliert er dadurch an Bedeutung?“ „Sollte man das Wort ,Neger' aus Kinderbüchern streichen?“ Die unterschiedlichen Ansichten stimmen mich nachdenklich und verschiedene Ideen verfolgen mich noch bis in die Nacht hinein.


„Duschen“

Vielfältigkeit am Samstag
Gerry

Vielfältig und überraschend ist unser Samstag. Es gab viele unterschiedliche Übungen und ich war überrascht, dass sich unsere Gruppen „Abenteuer Vielfalt“ und „Akzent“ schnell zu einer zusammenschlossen.

Unsere Theaterarbeit beginnt um 10 Uhr im Theater Sandkorn. Wir starten mit einem Aufwärm-Spiel und einer freien Impro-Übung: in zwei Gruppen geteilt liegt unsere Bühne zwischen beiden Gruppen und ohne weitere Vorgaben werden wir aufgefordert, wortlos zu spielen. Bei Letzterem gehen viele aus sich heraus. Wir machen nach drei Stunden eine kleine Mittagspause und dann fangen wir an, für unsere Impro-Show am Sonntag zu üben. Wir, „Abenteuer Vielfalt“, mischen uns mit den „Akzentlern“ und werden in zwei neue Gruppen aufgeteilt, in denen wir auch auftreten werden.

Als ersten Schritt „bauen“ wir ein Fantasie-Tier zum Thema „Liebe und Rassismus“. Jede Gruppe stellt eines der beiden Tiere (dessen Körperteile die einzelnen Schauspieler sind) dar. Beide Tiere begegnen sich in einem zweiten Schritt und verschmelzen zu einem. Sogleich darauf spielen wir die Übungen „Toaster“ und „rotierendes Quadrat“ — beides meine Lieblingsübungen. Beim Spiel „Toaster“ setzen sich fünf Personen nebeneinander. Auf ein Zeichen — in unserem Fall ein Fahrradklingel-Ton — springen spontan einige der fünf Leute auf und improvisieren eine Szene. Beim „rotierendes Quadrat“ gibt es vier Spieler, und immer wenn das Klingeln ertönt bewegen sich die Personen im Uhrzeigersinn eine Position weiter auf die Stelle des Mitspielers, der zuvor dort stand. Den zwei Personen, die nebeneinander stehen, wird eine Beziehung zugeteilt (z.B. Hund und Herrchen) und wenn sie dran sind spielen sie ihre Beziehung zueinander.

Nach einem Tag voller Anstrengungen, der natürlich Spaß gemacht hat, geht die Abenteuer-Vielfalt-Gruppe in der Jugendherberge Abendessen. Danach treffen sich unsere zwei Gruppen wieder im „Badischen Brauhaus“ (eine vielfältige Gastronomie mit einer Rutsche). Wir sitzen in gemütlicher Runde, erzählen von unserem Leben, tauschen Kontaktinfos aus, essen und trinken und werden zu einer Gruppe. Für mich ist dieser Tag der Höhepunkt des Wochenendes.


Ein Fantasie-Tier ensteht

„Toaster“
„Playback" für einen Zuschauer: eine Kindheitserinnerung dargestellt 

„Trizophrenie“

Akzente setzen am Sonntag
Katharina

Viel zu früh wache ich am Sonntag auf, noch vom heiteren Samstagabend beschwingt. Heute geht es „an's Eingemachte“: um 14 Uhr startet im Theater Sandkorn unsere Impro-Show. Unsere Gruppe kennt den Ablauf der Show noch nicht, dennoch bin ich guter Dinge. Um 10 Uhr im Theater vermischen sich schon vor der Probe die ehemals separaten Theatergruppen. 

Zweifel am Erfolg der Impro-Show werden laut: war die Vorbereitungszeit nicht zu kurz? Gleichzeitig ist die allgemeine Spielfreude bei allen spürbar. Nach ersten Entspannungs-Übungen gehen wir alle gemeinsam die Spiele für die Show durch und lernen den Ablauf kennen. Alle sind konzentriert bei der Arbeit und Spannung liegt in der Luft.

Gerry
Dann unser Auftritt: „Rassismus, Liebe und andere Un-Möglichkeiten“
Mithilfe des gut gelaunten Publikums entsteht zunächst das Fantasietier und es scheint als 
steigere sich unsere Spielenergie stetig. Während den zwei nächsten Aufgaben (Toaster und rotierendes Quadrat) erreichen wir eine gutes Tempo – eigenartige, ernste und witzige Szenen entstehen in wenigen Minuten. Kurz vor der Pause sinkt allerdings unser Energieniveau und dementsprechend müde verbringt die Gruppe die Pause im Off. Obgleich wir das Anfangstempo nicht mehr erreichen, wird der zweite Teil der Show bunter und interessanter, sodass ich zusammenfassend sagen kann: die Impro-Show fand ich gelungen. Besonders schön war das Gelächter und der Applaus des Publikums. Nach einer kurzen Verabschiedung tritt Abenteuer Vielfalt den Heimweg an.

Das Impro-Show Abenteuer endet



Wochenenden sind zu kurz. Immer.

Katharina
Besonders aber dieses! Mit nach Hause nehme ich viele tolle Eindrücke. Ich durfte an dem Wochenende in Karlsruhe ganz besondere Menschen kennenlernen, mit denen man nicht nur über Toleranz redet, sondern diese auch lebt. Wahrscheinlich sind wir auch deshalb so schnell zu einer Gruppe zusammengewachsen, die sich sicherlich, hätten wir nur etwas mehr Zeit gehabt, toll weiter entwickelt hätte. Zwar wurde ich auch wieder daran erinnert, wie anstrengend Theaterspielen manchmal sein kann, doch einmal mehr wurde klar: Es ist der Mühe wert.

Gerry
Unser Wochenende wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich vermisse unsere große Gruppe (AbenteuerVielfaltAkzent!), denn was wir geleistet haben war etwas ganz Besonderes. In nur einem Tag stellten wir eine ganze Impro-Show auf die Beine. Nur schade, dass das Wochenende so schnell vorbei war. Ich würde mich auf ein Wiedersehen mit der Gruppe freuen.

Vormerken: eine öffentliche Abenteuer Vielfalt Präsentation für Pädagoginnen und Interessierte findet am 11. März um 19 Uhr  in Schwäbisch Hall im Rahmen des „Culturcafés International“ statt.













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Der interkulturelle Jugendclub „Akzent" würde 2006 von Rusen Kartaloglu am Badischen Staatstheater Karlsruhe gegründet. Den Club leitet er mit Lamis Klein. Seit September 2011 gehört der Jugendclub zu Tiyatro Diyalog Karlsruhe e. V.  Im Club spielen Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund. Vor vier Jahren hat die Gruppe mit dem Theatersport begonnen.
Die nächste Akzent Impro-Show ist am 17. März 2013 um 19 Uhr im Studio Theater, Karlsruhe.













Fotos: Patricia Masibay

Donnerstag, 7. Februar 2013

Rassismus... Liebe... und andere Un-Möglichkeiten -- Abenteuer Vielfalt Staffel 4 trifft die Karlsruher Impro-Gruppe "Akzent"



Morgen, 8. Februar, reisen die Jugendlichen des Projekts „Abenteuer Vielfalt“ nach Karlsruhe, um gemeinsam mit der Impro-Theatergruppe „Akzent" an einem zweitägigen Impro-Workshop teilzunehmen.  Diese Treffen haben inzwischen Tradition, denn das Projekt „Abenteuer Vielfalt" und die Karlsruher Impro-Gruppe „Akzent" von Tiyatro Diayalog Karlsruhe (TDK) begegnen sich schon zum vierten Mal.

Den Workshop leiten die Theaterpädagogen Andreas Entner (Freilichtspiele Schwäbisch Hall), Lamis Klein und Rusen Kartaloglu (TDK).

Inhaltlich geht es um das Thema Rassismus/Liebe (Vorurteile, Ausgrenzung, Konfliktbewältigung, Sympathie, Liebe) und in diesem Zusammenhang auch um die Wahrnehmung von Lebensvielfalt. Abschließend präsentieren die Jugendlichen eine spritzige Impro-Show, bei der sie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten gleich unter Beweis stellen werden.



Sie sind herzliche eingeladen zur Impro-Show:

Rassismus... Liebe ... und andere Un-Möglichkeiten
Impro-Show moderiert durch Lamis Klein und Rusen Kartaloglu
Am Sonntag, 10. Februar 2013 um 14 Uhr

Eintritt frei

Sandkorn Theater Karlsruhe
STUDIO THEATER
Kaiserallee 11
76133 Karlsruhe


Die Impro-Show ist ein Zusammenspiel zwischen dem Ausbildungsprojekt Abenteuer Vielfalt aus Schwäbisch Hall und der Impro-Gruppe "Akzent" vom Tiyatro Diyalog, dem transkulturellen Theater in Karlsruhe.


Weitere Informationen zu den vergangenen Begegnungen:
Dezember 2011Februar 2011Januar 2010