Mittwoch, 18. Mai 2011

Abenteuer Vielfalt Absolventen auf der Bühne - an diesem Wochenende wieder


Von links nach rechts: Tuana Pehlivan, Claudius Baisch, Joscha Eißen, Jannik Weiße und Mira Scherrer

Sechs Absolventen des Abenteuer Vielfalt Projekts machen mit beim Jugendensemble 
der Freilichtspiele Schwäbisch Hall, Freunde der Fiktion. Mit dabei und auf der Bühne zu sehen sind die Abenteuer Vielfalt Absolventen Mira Scherrer, Tuana Pehlivan, Jannik Weiße, Claudius Baisch, Joscha Eißen und Julia Tovote hat ihren Platz hinter der Kulisse als Regieassistentin.

Norway.Today von Igor Bauersima, Regie Christian Sunkel
in der Diak-Behindertenhilfe Schöneck Schwäbisch Hall
Wilhelm-Lotze-Weg 25, mit dem Stadtbus Linie 7 in sechs Minuten von der Innenstadt aus zu erreichen

Weitere Vorstellungen, Beginn jeweils um 20 Uhr:
am 21. und 21. Mai sowie am 7. und 9. Juni 2011

Eintrittspreise (inkl. 0,50 Euro Gebühr)
Schüler/Jugendliche = 5 Euro 
Erwachsene = 9 Euro 



Das Jugendensemble der Freilichtspiele Schwäbisch Hall, Freunde der Fiktion, feierte eine erfolgreiche Premiere von Norway.Today am 14. April 2011 und eröffnete am 25. April 2011 das 4. Internationale Jugendtheaterfestival.

Norway.Today, von Igor Bauersima ist die Geschichte von Julie und August, zwei Jugendlichen die sich zum gemeinsamen Selbstmord verabreden. In der Regie von Christian Sunkel spielen neun Paare die Rollen.

„Bei der Premiere waren wir alle sehr aufgeregt- dass gibt Energie und Konzentration. Doch die Aufregung verfliegt wenn man dann wirklich auf der Bühne steht. Ich habe dann alles andere vergessen,‟ so Mira. Claudius fügt hinzu, „Die Premiere hat viel Spaß gemacht für uns und ich denke den Zuschauern hat es gefallen. Allerdings haben sie bei Sachen gelacht die wir als Spielende gar nicht so lustig fanden.‟

Claudius, Joscha und Jannik Weise spielen August, jeweils auf ihre Art. „Ich finde August ist ein ausdrucksstarker Charakter, trotzdem weiß man manchmal nicht was in ihm vorgeht. Ich fand es sehr schwierig mich in August hinein zu versetzen, da wir durch die Aufteilung des Stückes nur kurze Szenen zum Spielen bekamen. Außerdem kam noch dazu, dass ich mir kein klares Bild von Augusts Charakter im Allgemeinen aufbauen konnte. Zumindest im ersten Teil. Im Zweiten löste sich dann für mich dieser Nebel um seinen Charakter und dort glaub ich zu wissen ‚wie er tickt‘,‟ so Joschas Meinung und Erfahrungen zu seiner Rolle. 

Mira und Tuana spielen unbenannte, mysteriöse Wesen die um und auf die Bühne schleichen. Mira fand die Improvisations-Übungen bei der Abenteuer Vielfalt Ausbildung hilfreich „um sich eine neue Rolle zu erarbeiten‟. Ihre „Rolle‟ als Jugendbegleiterin hat sie noch. Gemeinsam mit Jannik ist Mira als Abenteuer Vielfalt Jugendbegleiter in der Grundschule Steinbach aktiv. Tuana Pehlivan und Claudius Baisch haben gerade ihre erste Woche als Jugendbegleiter in der Grundschule am Langen Graben hinter sich und Joscha freut sich auf seinen Jugendbegleiter Einsatz in der Grundschule Michelbach im Juni.

An diesem Wochenende wird die ehemalige Schwimmhalle der DIAK Behindertenhilfe Schöneck wieder zur Bühne für Norway.Today. Clara Schnell, auch eine Absolventin des Projekts Abenteuer Vielfalt war eine begeisterte Zuschauerin der Premiere: „Mir hat die Aufteilung der zwei Rollen auf verschiedene Paare gefallen weil man unterschiedliche Perspektiven wahrnehmen konnte.‟ Natürlich hat sie die Darbietungen der anderen Abenteuer Vielfalt Absolventen genau beobachtet, „dieser Auftritt ist anders als das, was wir bei Abenteuer Vielfalt gemacht haben, weil es eine textgebundene durchlaufende Geschichte ist‟. Claras abschließende Worte zu diesem Thema sprechen eine Empfehlung aus: „Es ist ein besonderes, anderes Theater Erlebnis vom Schwimmbecken zuzuschauen- es lohnt sich anzuschauen!‟


Text & Gruppenfoto oben: Patricia Masibay

Premiere Fotos: Verena Sciesielski






Mittwoch, 4. Mai 2011

Vielfältig überzeugt und überrascht - ein Gespräch mit Annalena und Jannika




Bei der zweiten Staffel von Abenteuer Vielfalt (2010/2011) kam eine reiche Mischung von Teilnehmenden zusammen. Wir stellen Annalena Grihn und Jannika Schneider vor.

Interessen und Theater
Annalena Grihn wohnt ziemlich weit weg von Schwäbisch Hall, nämlich in Kirchberg. Auch Jannika ist auf den Bus angewiesen, sie kommt aus Obersontheim / Herlebach. Geboren ist Jannika Schneider jedoch in Schwäbisch Hall, Annalena in Schwetzingen. Annalena ist 20 Jahre alt und hat letztes Jahr ihr Abitur gemacht. Seit Oktober 2010 ist sie Praktikantin im Bereich Theaterpädagogik der Freilichtspiele Schwäbisch Hall. Jannika ist 13 Jahre alt und geht im Schulzentrum West in die achte Klasse. Ihre 16-jährige Schwester Saskia nimmt ebenfalls bei „Abenteuer Vielfalt“ teil.

Annalena spielte schon immer gerne Theater und hat dabei schon viele Erfahrungen gesammelt: Von der sechsten Klasse bis zum Abitur war sie an ihrer Schule in der Theater-AG, außerdem hat sie bei dem Musical „Linie 1“, das von der Kirchberger Ballettschule organisiert wurde, mitgespielt. Da ist es beinahe offensichtlich, dass auch singen zu ihren Hobbys gehört. Das hat sie früher im Chor gemacht, doch jetzt leider nicht mehr. Außerdem liest Annelena am liebsten Fantasybücher und geht gerne ins Kino, wo sie sich gerne Komödien oder Musik- und Tanzfilme ansieht. Auch fotografieren und shoppen gehören zu ihren Hobbys.

Auch Jannika singt und tanzt gerne, allerdings nicht im Verein oder im Chor, sondern aus Spaß und für sich. Und das Hobby der Fantasy-Bücher lesen haben beide gemeinsam. Jannika war auch im Schultheater. Jeden Mittwoch hat sich die Gruppe zum Proben getroffen. „Ich habe Cleopatra gespielt“, erzählt sie. In dem Stück ging es um eine Maschine, die berühmte Persönlichkeiten „ausspucken“ kann, sobald man ihren Namen eingibt. Eben auch Cleopatra.

In einem richtigen Theater war Jannika noch nie. „Ich kann mich zumindest nicht erinnern“, überlegt sie. Am Theater macht es ihr viel Spaß, jemand anderen zu spielen, man muss nicht den ganzen Tag man selbst sein. Dabei hat sie keine bevorzugte Rolle, sie probiert gerne Verschiedenes aus.

Auch Annalena war noch nicht oft im Theater, dafür aber in vielen Musicals, wo auch geschauspielert wird. Und auch ihr gefällt am Theater besonders, dass man jemand anderes sein kann. „Während meiner Schulzeit ist die Bühne zu einer Art zweitem Zuhause geworden“, erinnert sie sich, „Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt.“ Auch an die Theaterfreizeiten denkt sie gerne zurück. „Dort hatten wir immer viel Spaß“.


Vielfalt
Vielfalt verbindet Annelena mit Vielseitigkeit, Verschieden-Sein und andere Erfahrungen haben. Sie war schon sechs Mal in der Türkei, um dort Urlaub zu machen und findet es jedes Mal spannend. Besonders interessant findet sie es, auf die typischen Märkte zu gehen und dort die „gewöhnlichen Leute“ kennen zu lernen, anstatt den ganzen Tag am Strand zu liegen. Erfahrungen mit Vielfalt hat sie auch schon bei einem Schüleraustausch mit Polen gemacht. Sie fand es sehr interessant, zu sehen, wie Menschen in anderen Ländern leben und welche Sitten und Gewohnheiten sie haben.

„Vielfalt ist wichtig und es ist gut, dass wir nicht alle gleich sind“, findet Annalena, „So können wir von anderen lernen, sie aber auch von uns.“ Sie selbst lernt gerne andere Menschen kennen und ist auch anderen Kulturen gegenüber offen. Trotzdem erwartet sie, dass sich Immigranten dem Land, in das sie eingewandert sind, anpassen. „Wenn ich in ein anderes Land gehen würde, um dort zu leben, würde ich mich auch den Menschen dort anpassen, auch wenn das nicht immer leicht wäre. Natürlich muss ich auch die Sprache lernen, die dort gesprochen wird, um mich zu verständigen. Anders kann ich mir ein harmonisches Zusammenleben nicht vorstellen.“, sagt sie, „trotzdem würde ich meine eigene Kultur bewahren und sie auch an meine Kinder weitergeben.“ Sie überlegt kurz, lächelt und sagt dann: „ehrlich gesagt finde ich es schon fast langweilig, dass ich ganz Deutsche bin.“ 

Jannika erlebt Vielfalt täglich in ihrem Freundeskreis. Ihre beste Freundin kommt aus der Türkei, andere Freunde aus Russland, Italien und dem Libanon. Sie findet das sehr aufregend, z.B. bei Feiern die Verwandtschaft kennen zu lernen und zu erleben, wie man miteinander umgeht und welche Sitten man pflegt. „In türkischen Familien kommen immer so viele Leute zusammen“, berichtet sie, „Das ist dann sehr laut und fröhlich!“

Vielfalt bedeutet für sie Abwechslung, nicht immer das Gleiche machen, etwas Neues auszuprobieren und auch der gegenseitige Austausch. „Sonst wird es doch langweilig!“, lacht sie. Doch es ist auch nicht immer einfach: Wenn man etwas Neues macht und es nicht gleich klappt, kann es sein, dass man frustriert ist. Jannika versucht dann immer, trotzdem weiterzumachen und sich nicht davon abbringen zu lassen. 


Abenteuer Vielfalt
Erfahren hat Jannika vom Projekt „Abenteuer Vielfalt‟ durch den Internationalen Frauenkreis. Sie hat dazu noch ihre Schwester überzeugt, mitzukommen und es hat beiden sehr gut gefallen. Motiviert hat Jannika dabei die Tatsache, dass man nicht nur ein Theaterprojekt macht, sondern dass man am Ende auch selbst Jugendbegleiter werden kann und sein Wissen, das was einem selbst gefällt, an andere weitergeben kann. 

Gut gefallen hat ihr bei „Abenteuer Vielfalt‟, dass sie neue Leute kennen gelernt hat und dass sie einige positive Überraschungen hatte. „Eine Übung habe ich mir sehr langweilig vorgestellt, als sie erklärt wurde. Doch als wir sie dann gemacht haben, hat es plötzlich total Spaß gemacht!‟, erzählt sie begeistert. Am liebsten ist ihr die „Bank-Übung‟: Hier sitzen zwei Leute auf einer Bank, wobei der eine den anderen verscheuchen muss, indem er den anderen z.B. wegekelt, sodass er freiwillig geht. „Das ist so lustig! Das ist echt das Highlight!‟, lacht sie. 

Bei „Abenteuer Vielfalt‟ hat Jannika nicht nur gelernt, wie man Theater spielt und improvisiert, sondern auch, sich mehr zu trauen. „Ich bin viel selbstbewusster geworden‟, sagt sie, „Wenn ich in der Schule ein Referat vortragen muss, macht es mir nicht mehr so viel aus wir früher.‟ 

Vielfalt in der Gruppe erlebte sie dadurch, dass jeder etwas anderes über seinen Tag erzählen konnte, da die Teilnehmer auf unterschiedliche Schulen gingen. Man hatte dadurch immer etwas zu reden. Auch die Erzählungen aus anderen Kulturen fand sie sehr spannend. 

Annelena erfuhr vom Projekt im Rahmen ihres Praktikums. „Das ganze Projekt war eine Überraschung!‟, schwärmt sie, „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel lernen kann.‟ Dabei gab es auch einige Herausforderungen, vor allem im Bereich der Improvisationsübungen. Ihr fiel es manchmal schwer, einfach nur zu handeln, anstatt vorher lange zu überlegen. Und gerade dabei hat ihr „Abenteuer Vielfalt‟ geholfen: Die Dinge entspannter zu sehen und auf sich zukommen zu lassen. 

Vielfalt konnte sie in der Gruppe deutlich erleben, da die Altersstufen sehr weit gefächert waren und es unterschiedliche Nationalitäten gab. Das hat ihrer Meinung nach sehr gut zum Projekt gepasst und es interessanter gemacht. 

Da Annalena ihr Praktikum im Bereich „Theater‟ macht, denkt sie natürlich über eine berufliche Zukunft in diese Richtung nach. Ein Studium oder eine Ausbildung zur Theaterpädagogin wäre ihr Wunsch. „Eine Zeit lang wollte ich selbst Schauspielerin werden, aber ich glaube, dafür ist mir mein Privatleben und meine Familie zu wichtig,‟ gibt sie zu. Doch ganz festlegen will sie sich nicht: „Vielleicht studiere ich auch Lehramt oder Erwachsenenbildung. Ich lasse das jetzt einfach auf mich zukommen.‟ 

Auch Jannika kann sich eine Zukunft im Bereich Theater vorstellen, obwohl sie noch keine genaue Planung hat, was sie nach ihrem Studium machen möchte. „Ich freue mich erstmal auf die Tätigkeit als Jugendbegleiterin‟, sagt sie, „aber Theaterpädagogik wäre schon toll - da könnte ich mein Hobby zum Beruf machen!‟




Bei einer Interkulturellen Übung: Annalena sucht Wörter und Jannika stellt sich vor. pm



Beim Austausch-Tag mit Theatergruppe „Akzent‟ aus Karlsruhe. tk


Bei der öffentliche Präsentation des Projekts im Rahmen der Culturcafé International. ab



Text und Porträt-Foto oben: Anna Böhm (ab)
Weitere Fotos: Tina Koball (tk) und Patricia Masibay (pm)