Mittwoch, 13. Juli 2011

Abenteuer-Vielfalt-Jugendbegleiter engagieren sich in der Grundschule in Schwäbisch Hall-Hessental



In dem Projekt „Abenteuer Vielfalt‟ erlernen und erleben Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren wie sie einen positiven Umgang mit Vielfalt durch Theaterimprovisation und Theaterspiel weitergeben können.
Mit ihrer erworbenen interkulturellen Anleitungskompetenz arbeiten zehn Absolventen des Projekts „Abenteuer Vielfalt‟ mit Kindergruppen an vier örtlichen Schulen.

Saskia und Jannika Schneider berichten:
Nachdem wir den Kindern in der Woche zuvor mit unserer kompletten Gruppe einen Einblick in unser Projekt gegeben hatten, begannen wir am 12. April 2011 die Gruppe in der Hessentaler Grundschule anzuleiten. 

Unsere Gruppe besteht aus zwei Jungen und sechs Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahren, die alle in Hessental wohnen. Das Theaterprojekt, bei dem wir anfangs noch Unterstützung von Marina, einer brasilianischen Austauschschülerin und ebenfalls Abenteuer-Vielfalt-Absolventin hatten, findet immer dienstags von 16 bis 17 Uhr statt. Zu unserem Programm gehören Übungen und Spiele, die mit dem Theaterspielen zu tun haben, und gleichzeitig weitere Fähigkeiten fördern. 

Schon beim zweiten Mal erlebten wir eine Überraschung, denn es stellte sich heraus, dass die Kinder, die wir vom ersten Mal her alle als sehr ruhig und zurückhaltend in Erinnerung hatten, mit der Zeit immer lebhafter wurden. Dadurch war die Arbeit mit der Gruppe doch etwas anstrengender und mit größeren Schwierigkeiten verbunden, als wir zuerst angenommen hatten. Da es in unserer Gruppe einige Kinder gibt, die sehr eigenwillig sind und sich nicht so gerne etwas sagen lassen, mussten wir zuerst lernen, wie wir unser geplantes Programm am Besten bei ihnen durchsetzen können. Ebenfalls schwierig war es, die Jungen davon zu überzeugen, dass die Mädchen „nicht giftig“ sind und andersherum. 

Besonders schön ist es zu sehen, dass einige Kinder wirklich kreative Ideen haben und diese auch gerne vor der ganzen Gruppe zeigen. Durch verschiedene Übungen haben wir auch die etwas Schüchterneren dazu motiviert, offener zu sein und den andern ihre Ideen zu präsentieren. Vor allem dann, wenn sie Spiele selber aussuchen dürfen, sind die Kinder begeistert bei der Sache. Es kamen oft auch Vorschläge von den Kindern selbst, die Spiele zu verändern oder zu erweitern. Und dadurch, dass wir die Spiele immer wiederholen, werden sie von Mal zu Mal besser und die Kinder können ihre Fähigkeiten durch neue Ideen ausbauen. 

Die Vielfalt in der Gruppe liegt unserer Meinung nach darin, dass die Kinder aus verschiedenen Ländern und Klassen kommen, dadurch ergänzen sie sich gut. Durch die Einführung von Steinen für negative und Blumen für positive Erfahrungen, konnten wir die Kinder für die Besprechungsrunde am Ende jeder Stunde begeistern. Trotz der vielen neuen Situationen und manchen Schwierigkeiten für uns, macht es jede Woche großen Spaß mit den Kindern zu arbeiten und zu sehen wie viel Freude ihnen die meisten Spiele machen. Wir denken, dass wir für die ganze Gruppe sprechen können, wenn wir sagen, dass wir in der kurzen Zeit schon viele schöne Momente miteinander erlebt haben und jeder seine eigenen Erfahrungen aus unserem Projekt mitnehmen wird.  




Text: Saskia und Jannika Schneider
Fotos: Patricia Masibay

Sonntag, 3. Juli 2011

Begeisterung und Bewunderung - Das Projekt „Abenteuer Vielfalt“ aus der Sicht der Praktikantin Anna Böhm

Anna bei ihrem Praktikumsplatz in der 
Volkshochschule Schwäbisch Hall e.V.


Im Rahmen ihres Studien-Praktikums an der VHS Schwäbisch Hall e.V. machte Anna Böhm bei dem vielfältigen Ausbildungsprojekt mit. Sie hat dabei den Jugendlichen nicht nur die Jugendbegleiter-Programme vorgestellt und Textbeiträge und Fotos für diesen Blog erstellt sondern auch mit den Jugendlichen Szenen improvisiert und gespielt, ihre Anleitungsfähigkeiten vertieft und ihre interkulturellen Kompetenzen erweitert.
Anna Böhm berichtet:
Bewunderung – dieser Begriff kehrte jede Woche wieder; und zwar immer wenn es wieder „Abenteuer Vielfalt“ hieß. Bewunderung vor dem Mut und der Aufgeschlossenheit der Jugendlichen und auch Bewunderung vor der unglaublichen Veränderung, welche alle Teilnehmer in diesem halben Jahr vollbrachten. Als Praktikantin an der Volkshochschule im Rahmen meines Pädagogik-Studiums hatte ich das Privileg, bei diesem Projekt von Anfang bis Ende dabei zu sein und in ein Themenfeld einzutauchen, das ich bisher nur aus der Theorie kannte.

Früher hat mich Theater sehr interessiert, ich hätte auch gerne bei der Theater-AG am Gymnasium mitgemacht, doch irgendwie habe ich mich nicht recht getraut und bin vor dem Zeitaufwand zurückgeschreckt. In der Grundschule und in der Unterstufe hatte ich bei Aufführungen mitgemacht, die mir großen Spaß gemacht hatten. Letztendlich habe ich anderen Hobbys den Vorsprung gegeben; die Faszination für Theater aber blieb. Auch jetzt, fast fünf Jahre nach dem Abitur habe ich kaum eine Aufführung an meiner damaligen Schule verpasst. Ich gönne mir außerdem jedes Jahr mindestens ein Freilichtspiel und ein Musical. 

Und nun hieß es zu mir, ich sollte selbst mitmachen? Theater – ja! Improvisation – Hilfe! Spontan Dinge spielen oder sagen – das ist gar nicht mein Ding. Ich setze mich lieber konzentriert an etwas hin und bereite es sorgfältig vor. Eine Rolle mit schön auswendig gelerntem Text zu inszenieren hätte mir Spaß gemacht, aber diese Übungen waren sehr fremd für mich und ich musste mich anfangs wirklich zwingen, mich darauf einzulassen. Umso faszinierender fand ich es, mit welcher Leichtigkeit die Jugendlichen an die Aufgaben herangingen. In mir keimten ernsthafte Grundsatzüberlegungen: „Bist du schon zu alt dafür?“ oder: „Meine Güte, normalerweise bist du ja auch kreativer und spontaner!“. Lag es an den vielen neuen Leuten? Was würden sie von mir halten, wenn ich etwas „Doofes“ machte? Ich war wirklich lange nicht mehr so schüchtern gewesen wie am Anfang in dieser Gruppe! Aber schließlich rappelte ich mich auf und beschloss, meine Selbstzweifel zu besiegen: „Die können das auch!“, sagte ich  mir.

Mit jedem Treffen wurde es ein bisschen besser, bei manchen Dingen jedoch hielt ich mich eher zurück und nahm eine beobachtende Position ein. Schließlich würde ich am Ende des Projektes nicht bei der öffentlichen Aufführung am 28. Februar mitmachen und wollte den Jugendlichen die Chance geben, sich aufeinander einzuspielen. Als es immer schneller auf den Termin zuging, wuchs die Gruppe mehr und mehr zusammen. Einige, die anfangs dabei waren, kamen nicht mehr, doch der harte Kern blieb und erschien regelmäßig. Mit einigen von ihnen führten Annalena (Praktikantin der Freilichtspiele) und ich Gespräche zu ihren Erfahrungen mit Theater, mit der Gruppe und mit dem Thema „Vielfalt“. Für das Alter fand ich die Antworten oft sehr reif und überlegt und mir fiel erneut die enorme Entwicklung der Jugendlichen auf.

Zum Thema Vielfalt konnte ich auch mit eigenen Erfahrungen beitragen. Meine Familie und ich kommen aus Weißrussland und ich lebe seit meinem 7. Lebensjahr in Deutschland, wo ich eine andere Kultur "erlernen" musste. Das war für mich anfangs natürlich nicht leicht, v.a. wenn man kein Wort von der Sprache versteht. "Vielfalt" erlebe ich auch in meiner Freitzeit als Coach von zwei Cheerleading-Teams. Die Mädchen in den Teams sind so unglaublich unterschiedlich, aber sie vereint der Sport und das ist mir auch bei "Abenteuer Vielfalt" aufgefallen: Es gibt - trotz der Vielfalt - etwas, das alle vereint: Das Theater. Und ich denke, Vielfalt wird auch erst vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeit wirklich deutlich. 

Bei der Aufführung Ende Februar machte ich dann die Fotos und war somit im Hintergrund dabei. Ich war wirklich stolz auf die Truppe – sie waren so witzig und unterhaltsam und es hat einfach nur Spaß gemacht, zuzusehen und auch das Publikum war begeistert. Ein krönender Abschluss! Mein Praktikum neigt sich dem Ende und die Jugendlichen engagieren sich nun in den Grundschulen. Und ich muss sagen: Ich werde das Projekt vermissen! 

Doch jetzt geht es für mich weiter in meinem Semester; die Diplomarbeit steht an und ich muss mir langsam Gedanken über ein Thema machen. Das wird vermutlich ein schwieriger Prozess, aber ich freue mich schon darauf, in der Pädagogik nach meinem Abschluss praktisch Fuß zu fassen!


Anna bei einem Spiel - wer hat den Ball?


Text: Anna Böhm
Bilder: Radmila Stoltmann (Porträtfoto oben) und Patricia Masibay