Montag, 23. Januar 2012

„Friede, Freude, Theaterspielen!“ Ein Gespräch mit Kate und Aylin


Katelynn (links) und Aylin 


Die dritte Staffel von Abenteuer Vielfalt (2011/2012) bringt wieder eine bunte Mischung von Teilnehmenden zusammen. Wir stellen Aylin Saglam & Katelynn Ramey vor.

Aylin Saglam und Katelynn Ramey sind beide 16 Jahre alt, wohnen in Schwäbisch Hall und gehen ins Schulzentrum Ost. Sie haben sich aber erst im Oktober 2011 durch das Projekt Abenteuer Vielfalt kennengelernt.

Aylin Saglam, geboren in Waiblingen, lebt seit 12 Jahren in Schwäbisch Hall. Sie hat viele Interessen, vor allem musikalische. Vor zwei Jahren begann sie, sich das Gitarren-Spielen selbst beizubringen, seit fünf Jahren nimmt sie Gesangsunterricht. Außerdem hatte sie sechs Jahre lang Klavierunterricht. Momentan singt sie im Chor ihrer Schule. Sie liest eigentlich nicht so gerne- außer französische Bücher: „das ist meine Leidenschaft!“ Ihre Lieblingsbuch ist „Oscar et la Dame Rose“. 

Katelynn, lieber Kate genannt, ist in Schwäbisch Hall geboren. Auch Kate hat vielfältige Interessen. So singt auch sie gerne, „in der Schule haben wir einfach eine Band zusammengestellt“ und spielt auch „ein ganz kleines bisschen Klavier zum Spaß“  immer wieder mit einer Freundin. Sie war zwei Jahre Cheerleader bei den „Unicorns“ (American Football Mannschaft in Schwäbisch Hall). Sie mag Lesen, hauptsächlich Fantasie Bücher. Gerade liest sie „Ewiglich die Sehnsucht“ von Brodi Ashton. Doch auch das Schreiben von Geschichten ist eines ihrer Hobbys: „alles mögliche, was mir halt einfällt…nicht nur Fantasie- auch normale Sache wie der Alltag von Teenagern.“


Interesse am Theater
Aylin gefällt das Theaterspielen. Sie hatte im Kindergarten und in der Grundschule oft Gelegenheit dazu, auch bei Musicals. In 2009 nahm sie beim dritten Internationalen Jugendtheaterfestival Schwäbisch Hall teil. Neben dem Abenteuer Vielfalt Projekt ist sie auch in der Theater AG in ihrer Schule aktiv. Gerade probt sie für die Rolle des „Claudius“ in „Hamlet“ für eine Aufführung im Sommer. Seit einem Jahr schaut sie bewusst professionelle Theaterstücke an, um mehr über das Schauspielen zu lernen.

Durch ihren älteren Bruder lernte Kate die Welt des Theaters kennen. Oft sah sie ihn in Hauptrollen in den Theateraufführungen der Schule und eines Tages dachte sie sich „Hey, warum mache ich das eigentlich nicht auch?“ So begann sie in der Theater AG mitzuspielen, arbeitet aber auch gerne hinter den Kulissen. Und sie schrieb schon ihr erstes eigenes Theaterstück - eine moderne Version von „Romeo und Julia“.

Kate und Aylin finden „neue Rollen zu spielen, eine andere Person zu sein“ den interessanten Aspekt von Theater. So möchte Aylin auch gerne Schauspiel studieren. Kate interessiert sich mehr für das Bühnenbild, Maske und Kostüme, es ist für sie noch interessanter als auf der Bühne zu stehen.


Vielfalt 
„Andere Menschen, Kultur, Religion und Ansichtsweisen- anderes Denken, das ist für mich Vielfalt“ erklärt Kate. Sie nimmt ihre Mutter und ihren Vater als Beispiel. „Mein Dad ist Amerikaner aus Tennessee und meine Mom ist Hallerin. Ich sehe wie mein Dad sich benimmt und dann sehe ich, dass meine Mom anders drauf ist. Das finde ich interessant wie die Leute halt unterschiedlich sind, es kommt auch drauf an woher sie kommen - von der Kultur her.“ Sie findet dass dieser interkulturelle Aspekt ihrer Familie ihre Persönlichkeit positiv prägt. Obwohl sie noch nie in Amerika war, fühlt sie sich wegen ihrem Vater und was sie von ihm lernt als „Halb-Amerikanerin“. „Ich mag Basketball und Football, halt typisch amerikanisch“ nennt sie beispielhaft.

Aylin findet: „Vielfalt ist eigentlich jeder. Vielfalt ist einfach der Unterschied zum Anderen“. Aber auch wenn jemand sich bewusst von anderen abgrenzt, nicht das gleiche tut- ist das für sie Vielfalt. Sie spricht über die Herausforderung dieser Art von Vielfalt: Fremdheit. „Meistens war es irgendwie komisch, nicht so angenehm weil man denkt, man wird vielleicht nicht wahrgenommen , man wird vielleicht falsch beurteilt auf den ersten Blick.“ Sie spricht weiter über das Anders-sein: „Als ich ein bisschen jünger war, habe ich immer gedacht nee, ich muss auch das machen was die anderen sagen, was die machen.“ Inzwischen fällt es ihr leichter anders zu sein, „vor allem weil meine Mama immer gesagt hat: ,sei so wie du bist und nicht wie die Anderen dich wollen.‘ “


Abenteuer Vielfalt
Aylin hat vom Projekt Abenteuer Vielfalt durch einen Newsletter des Kleinen Theater Hall erfahren. Sie ist jetzt dabei, weil sie das Theater liebt „und ich liebe es genauso, etwas mit Kindern zu machen.“ Kate wurde von einer Lehrerin angesprochen, die von anderen Lehrern hörte, wie toll Kate war, als sie spontan bei einer amerikanischen Theatergruppe auf englisch mitspielte. Kate fand das Projekt gut und erzählte sogar weiteren Freundinnen darüber, die Erzieherin werden wollen. Alle erkannten die praktischen Vorteile einer Ausbildung als Jugendbegleiter, Kate macht aber aus „Lust und Laune“ mit.

Die bisherigen Erfahrungen durch das Projekt Abenteuer Vielfalt beschreiben beide schlicht und einfach als „Positiv!“. Es gab viele Überraschungen, obwohl sie zuvor schon viele Erfahrungen mit Theaterprojekten sammeln konnten.

Und beide freuen sich über die neuen Freundschaften mit so verschiedenen Leuten. „Von Anfang an haben wir uns alle gut verstanden“, erzählt Aylin. Diese Selbstverständlichkeit zur Freundschaft und Offenheit füreinander in der Gruppe hat sie verwundert. Obwohl Kate selbst eine sehr freundliche und offene Person ist, war sie überrascht, dass diese Freundschaften auch ausserhalb der Projekt-Einheiten ausgelebt werden.

Aylin erzählt über die Übungen: „Es gibt so viele Dinge die macht man… hat aber noch nie wirklich verstanden, was die bringen. Erst denkt man: Was ist das denn für eine Übung? Aber dann, wenn man danach darüber nachdenkt, da macht es voll den Sinn. Als wir uns in unsere Füße reindenken sollten oder wo wir uns konzentrieren sollten, wie man sich gerade fühlt - merkt man erst was überhaupt alles läuft - wo es einem wehtut, wo es kalt ist - man kriegt ein anderes Körpergefühl und das hat mich überrascht.“

Für beide war die intensive, dauerhafte Auseinandersetzung mit Improvisations-Theater sehr lehrreich. Aylin hat gemerkt, dass sie deshalb jetzt schneller reagieren kann.

Und wie geht es weiter? Auf jeden Fall, Dienstags um 17.30 Uhr bis März. Nach der Ausbildung freuen sich beide darauf, sich als Jugendbegleiter zu engagieren- vielleicht sogar an ihrer ehemaligen Grundschule.

Kate als „Chef“, bei einer Improvisationsübung, sie schnalzt mit ihren Finger und die Anderen müssen schnell reagieren.

Kate beim Weiterleiten einer zeichnerischen Botschaft. Ob die Zeichnung vom Anfang der am Ende gleicht? 


Aylin und Kate setzen mit ihrer Gruppe Begriffe in Bewegungen um.

Text und Fotos: Patricia Masibay