Mittwoch, 13. Januar 2010

Wir fahren nach Karlsruhe!


"Abenteuer Vielfalt"-Gruppe mit dem interkulturellen Jugendclub "Cumpania"

Am 4. Dezember 2009 machte die "Abenteuer Vielfalt" Gruppe einen Ausflug zum Insel Theater in Karlsruhe um das Theaterstück "Eine Migrantenhochzeit" zu sehen. Der interkulturelle Theaterpädagoge des Badischen Staatstheaters Karlsruhe Rusen Kartaloglu ermöglichte der Gruppe einen Blick hinter die Kulisse sowie die Möglichkeit mit seiner Theatergruppe zu spielen und ins Gespräch zu kommen.


Kamila Zareba, Austausch-Schülerin aus Polen und Teilnehmerin des Theaterprojekts "Abenteuer Vielfalt" berichtet über den Tag:


Wir Fahren nach Karlsruhe!

Endlich ist der Tag gekommen! Der 4. Dezember, auf den wir so lange gewartet haben. Leider ist er jetzt schon vorbei, aber wenigstens haben wir tolle Erinnerungen.

Am Freitag um 14.45 Uhr ist neben der Volkshochschule in Schwäbisch Hall ein weißer Bus gekommen, in welchem Herr Rainer saß. Nachdem er uns mit einem großen Lächeln auf dem Mund willkommen geheißen hat, sind wir in den Bus eingestiegen und unser Abenteuer hat begonnen.

Um 17.00 Uhr haben wir uns schon in der Stadt Karlsruhe verirrt. Zuerst mit dem Auto, dann noch zu Fuß. Dabei konnten wir ein bisschen die Stadt sehen. Zum Glück haben wir schließlich das Theater gefunden – das Theater „Insel“.

Schon gleich zu Anfang hatten wir die Möglichkeit, mit den anderen Theaterbesuchern zu spielen und uns zu integrieren. Es wurden für uns verschiedene Spiele vorbereitet, an denen wir freiwillig teilnehmen konnten. Das waren Konzentrations- und Kreativitätsspiele. Mit solchen haben wir schon im Theaterunterricht zu tun gehabt. Sowohl Mitspieler als auch Zuschauer haben viel Spaß und Freude dabei gehabt.

Nachdem wir schon ein bisschen gelacht hatten, sind wir das Theater besichtigen gegangen. Unser Führer war der Stückregisseur Herr Kartaloglu. Zuerst haben wir gesehen wie die Schauspieler  gestylt werden. Diese Aufgabe hatte eine Frau. Sie hat etwa fünfzehn Schauspieler vorbereiten müssen – vor allem Make-Up und die Verkleidung. Trotz der vielen Arbeit hat sie das sehr gut gemeistert. Dann haben wir den Proberaum gesehen, wo alle Proben stattfinden sollen. Allerdings ist der Regisseur ein bisschen chaotisch  - wie er selbst festgestellt hat - und die Probe findet an verschiedenen Orten statt. Der Lieblingsplatz zum Theaterspielen ist für Herr Kartaloglu eine Cafeteria. Es gibt dort ein paar kleine Bühnen, die man interessant einsetzen kann. Großen Eindruck hat der Geräteraum auf uns gemacht. Wir haben nicht begreifen können, auf welche Art und Weise das alles funktioniert und wie man über all das herrschen kann. Die größte Rolle erfüllt jedoch der Computer mit speziellen Programmen. Danach hatten wir Freizeit. Wir haben ein Geschäft besucht und lange das Essen genossen.

Um etwa 18.00 Uhr haben wir den Theatersaal betreten und die guten Plätze eingenommen. Kurz danach hat das Stück "Eine Migrantenhochzeit" begonnen.

Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung:
"Eine opulente türkische Hochzeit in Istanbul mit hunderten von Gästen und mannigfaltigem Programm verschlingt locker ein Jahresgehalt durchschnittlicher Arbeiter. So heiraten auch der Deutschtürke Murat und die junge Saadet aus Istanbul. Während er davon träumt, mit einer Türkin seine kulturellen Wurzeln zu festigen, will sie diese Wurzeln durch die Heirat abschneiden. Kennen gelernt haben sich beide im Internet und haben sich nur einmal vor ihrer Eheschließung getroffen. Es ist also einerseits eine traditionell vermittelte Ehe, andererseits erweitert um die modernen Kommunikationsmedien. Saadet hofft nun, nach Deutschland zu kommen, um Miniröcke zu tragen, während Murat ihr ein Kopftuch verpassen möchte, um endlich wie ein 'richtiger Türke' zu leben." 

Die Schauspieler haben uns viel Spaß gemacht. Manche von uns (wie z.B. Roma) haben noch lange nach dem Stück nicht aufhören können zu lachen. Der Publikumsliebling (vor allem der Jugendlichen) war die Gestalt des Tranvestiten Idal (in dieser Rolle Dominic Weber). Warum? Das wissen warscheinlich nur Jugendliche. Vermutlich lag es an der sehr lustigen Kreation und am Verhalten. Dieser Schauspieler hat auch den größten Beifall bekommen.

Die Schauspieler haben leider ein bisschen zu schnell und zu undeutlich gesprochen. Manchmal hat das zu Problemen beim Verstehen geführt. Trotzdem wurde das Stück mit großem Erfolg beendet.

Woher kam die Idee zu dem Stück? "Eine Migrantenhochzeit" wurde von der türkischen Dramatikerin Müserref Öztürk-Cetindogan verfasst und eröffnete 2007 den Stückemarkt des Berliner Theatertreffens. Als der Regisseur das Stück gelesen hatte, dachte er: Die Idee ist nicht schlecht. Jedoch hat ihm die Übersetzung nicht so sehr gefallen. Dann hat er beschlossen, den Text selbst zu schreiben. Nach ein paar Veränderungen war das Stück fertig.

In diesem Stück kritisiert die Autorin vor allem die Religion. Herr Kartaloglu dagegen kritisiert vor allem die falschen Menschen und falschen Sachen wie z.B. den Priester, der sich für Heilig hält. Dabei ist er gar nicht so. Dieses Stück zeigt auch – was sehr wichtig ist – dass alle Menschen frei sind und sie selbst entscheiden, wer und wie sie sind.

Um etwa 22.30 Uhr haben wir mit vielen Eindrücken das Theater verlassen. Ein bisschen müde, aber glücklich sind wir nach Hause gekommen. Zusammenfassend war dieser Tag wirklich schön! Und das alles dank unseren Betreuern: Rainer, Tina, Patricia und die freundliche Aufnahme durch Rusen Kartaloglu und seine Theatergruppe.

Vielen Dank!


Eine Migrantenhochzeit
Leitung Cumpania (interkultureller Jugendclub): Rusen Kartaloglu
Regie: Lamis Klein und Rusen Kartaloglu
 
Es haben gespielt:
Saadet                 Sabrina Amoroso
Murat                   Johannes Hauser
Idal                       Dominic Weber
Standesbeamtin    Selda Demirbas
Brautvater              Mehmet Azar      (ebenso als Süleyman Efendi)
Brautmutter           Selda Kaygusuz
Bräutigamsvater     Rusen Kartaloglu
Bräutigamsmutter   Lamis Klein
u.a.


Fotos und Video: Tara Merkelbach


Rusen Kartaloglu: Interkultureller Theaterpädagoge, Regisseur, Textautor und Schauspieler

Make-up und Garderobe

Dominic Weber als "Idal" hinter der Bühne


Bühnen Technik: Mischpult für das Klangbild/Musik

Bühnen Technik: Ansicht von oben auf die Bühne

"Geräteraum": Techniksteuerung

Mehmet Azar als Süleyman Efendi

Scene from "Eine Migrantenhochzeit" from ifk-sha on Vimeo.
Members of the theater group "Abenteuer Vielfalt/the Diversity Adventure" participate in a dance scene from the performance: Eine Migrantenhochzeit/ An Immigrant Wedding.

Teilnehmer (Mira, Kamila, Jula sowie Tina und Rainer) von "Abenteuer Vielfalt" machen mit bei einer Tanzszene in der Aufführung: Eine Migrantenhochzeit

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