Montag, 14. April 2014

Es gibt noch etwas anderes als das Bekannte: Ein Gespräch mit Zora und Moritz


Zum fünften Mal des Projekts Abenteuer Vielfalt kommt wieder eine Mischung von unterschiedlichen Teilnehmenden zusammen. Mareike König sprach mit Zora Verleger und Moritz Rudolph und stellt sie vor:

Zora Verleger aus Steinbach ist 14 Jahre alt und besucht den Montessorizug an der Leonard Kern Realschule. Geboren ist sie in Kupfer, wo sie bis zu ihrem fünften Lebensjahr mit ihren Eltern und ihren zwei ältere Brüdern wohnte. Diese wollten dann aber lieber in einer größeren Stadt leben. So zog die Familie zur Geburt der kleinen Schwester nach Steinbach am Stadtrand von Schwäbisch Hall. Auch Moritz Rudolph, 15 Jahre alt, lebt in Steinbach und besucht die neunten Klasse der Leonard Kern Realschule. Auch er hat eine kleine Schwester. Obwohl Moritz und Zora im gleichen Ort und die gleichen Schule besuchen kannten sie sich vor ihre Teilnahme an dem Projekt Abenteuer Vielfalt jedoch nicht. 

Zora spielt seit fünf Jahre Handball im Verein. In Ihrer Freizeit erfreut sie sich aber auch an anderen Sportarten: „Hauptsache mit Ball:  Basketball,Volleyball oder Fußball.“ Da zahlt es sich aus, dass sie direkt an einem Sportplatz.

Moritz hingegen spielt seit 3 1/2 Jahren Saxophon. Zunächst spielte er Altsaxophon, doch die kleine Bigband der Musikschule brauchte ein Baritonsaxophon, so lernte er zusätzlich das größere Baritonsaxophon zu spielen und ist nun Teil der kleinen Bigband. In der Band wird vor allem Jazz gespielt, diese Musikrichtung findet sich auch auf seinem MP3-Player. „Ich bleibe aber nie lange bei einer Musikrichtung“ sagt er, so findet sich dort auch Pop oder Rock. Moritz hört stimmungsabhängig verschiedene Musik, so hat er auf seinem MP3 Player verschiedene Alben zum Beispiel mit „Happy“, „midel“ oder „deep music“, was er hört, wenn er etwas schlechter gelaunt ist.

Zora bringt sich gerade Gitarre spielen bei. Inspiriert zum Gitarre spielen ist sie durch einen Jugendgottestdienst geworden und dachte sich, dass es nur hilfreich sein kann, wenn sie als Betreuerin der Kinderkirche Gitarre spielen kann. So kann sie jetzt zwei Instrumente spielen, denn mit einer Anleitung aus dem Internet und einem speziellem Set bastelte sie sich ein Cajón, ein Kistentrommel aus Südamerika.


Erfahrung mit Theater
Sowohl Moritz als auch Zora haben schon in der Grundschule Theater gespielt. Moritz erinnert sich an die vierten Klasse „Ich sollte einen Typ in einem Sack wegschleppen“. Außerdem hat er mit 11 Jahren mal bei einem Schwarzlichttheaterstück im Heimbacher Hof Schwäbisch Hall mitgemacht.  „Ich durfte den Affen und den Magier spielen“, sagt er mit ironisch stolzer Stimme. Am meisten begeistert Moritz am Schwarzlichttheater „dass man da nicht alles sieht, sondern sich auch Sachen einbilden kann, man musste sich nicht festlegen, die Fantasie wird angeregt.“

Zora spielte von der zweiten bis zur sechsten Klasse beim kleinen Theater Hall mit. Dort haben sie einmal das berühmten Märchenroman MOMO nachgespielt aber auch selber Stücke geschrieben. Sie erinnert sich an eines: „Es ging um Emotionen, es gab sieben Zwerge und jeder Zwerg hatte eine andere Emotion und reagierte unterschiedlich auf eine Situation – ich war der Choleriker“, sagt sie grinsend. 

Moritz und Zora gehen beide auch ab und zu mal in ein Theaterstück im Alten Schlachthaus. 

An Kolumbus zeigt sich Vielfalt
Das Wort „Vielfalt“ besitzt für Zora und Moritz eine sehr positive Färbung. Zora bezeichnet es als „ein buntes Wort, irgendwie denke ich an einen Regenbogen“. Sie bringt es auch direkt mit kulturellen Unterschieden und verschiedenen Menschen in Zusammenhang. „Es ist interessant, wie andere ein Bild anders sehen, da sie andere Erfahrungen mit etwas gemacht haben.“ Für sie ist es ein dehnbarer Begriff, durch den man  sich selbst und andere sich weiterentwickeln können:  „Sonst wäre es ja langweilig, Unterschiede sind cool, andere Meinungen, andere Sichtweisen, es ist interessant diese weiterzugeben, denn nur so erfährt man andere Sichtwesen und sieht es gibt noch etwas anderes als das Bekannte.“ Für Zora ist klar, man muss sich mit vielfältigen Lebensmodellen und Ansichten auseinander setzen, denn durch eingeschränkte Sichtweisen kommt es zu Streit, Schwierigkeiten oder sogar Krieg.

Moritz denkt bei Vielfalt an Gedankenvielfalt, verschiedene Charaktere, Meinungen und Ideen. Überall ist Vielfalt zu entdecken, „in der Klasse sieht man verschiedene Menschen aber auch in der Wissenschaft, wenn es um Artenvielfalt geht. Vielfalt ist positiv, denn zum Beispiel Kolumbus war vielfältiger als andere. Hatte andere Ideen und hat dadurch Amerika entdeckt. Wenn alle gleich wären, würde es nichts Spannendes geben, man würde schon alles kennen, weil alle gleiche Gedanken haben, es gäbe keine Abwechslung.“ Doch Moritz sieht auch die Schwierigkeiten bei Vielfalt, denn es gibt ja auch eine Vielfalt von Negativem.


Das Projekt „Abenteuer Vielfalt"
Als Moritz beim Haller Freundschaftsfest letztes Jahr von Gerry, ein Teilnehmer aus der letzten Staffel „Abenteuer Vielfalt“ angesprochen wurde dachte er darüber nach die Ausbildung als Jugendbegleiter zu machen. Der Gedanke, etwas außerhalb von der Schule zu machen, in einer neuen Umgebung und mit neuen Leuten gefiel ihn. So ging er zum ersten Treffen des Projekts.  „Erste Tage sind immer komisch, weil so viel geredet wird, so viel Theoretisches. Aber bei Abenteuer Vielfalt waren auch gleich praktische Übungen dabei“ und das überzeugte ihn weiterhin dabei zu bleiben. Und auch weiterhin machte es viel Spaß denn „das Kreative wird beim Theater auf einen Punkt gebracht, nicht jeder würde das Selbe spielen und so bringt es den Charakter hervor.“ Das ist Moritz besonders wichtig, der Charakter jedes einzelnen, „das Selbst des gegenüber.“  Überraschend für Moritz war: „Ich werde so positiv wahrgenommen, ich habe eine andere Seite von mir entdeckt. Ich lasse mich langsamer aus der Ruhe bringen und ich denke ich bin auch kreativer geworden.“ 

Zora wurde durch Aline, eine Freundin die bereits Abenteuer-Vielfalt-Jugendbegleiterin ist, darauf aufmerksam gemacht: „Aline hat mich überredet. Es ist ein richtiger Ausgleich zum Alltag. Die Schule bleibt bei jeder Einheit draußen. Außerdem entdecke ich eine andere Facette von mir.“ Für Zora war das Ausschlaggebende Stichwort: Improvisation, egal was es ist, man lässt es einfach raus. Man ist oder wirkt sofort offener. Es kommt vor, dass sie denkt „das hätte ich jetzt im Normalfall nicht gesagt, mir war klar, dass es mir gefallen wird, ich wollte nichts verpassen, was ich mitnehmen kann.“ Und genau so war es auch, gleich beim ersten Treffen hatte Zora viel Spaß an den Übungen „es war mein Geburtstag und alle Gedanken zur Schule waren weg. Ich habe mich gut gefühlt. Die Atmosphäre war genau richtig.“ So wie bei Moritz hat auch Zora eine Veränderung festgestellt, auch sie nimmt sich inzwischen anders wahr, sagt öfter ihre Meinung und steht dazu. 

Moritz und Zora freuen sich auf die Arbeit als Jugendbegleiter. Moritz plant schon ein während er seine Mittlere Reife im sozialen Zug macht, nebenher als Jugendbegleiter zu arbeiten. Zora wird im nächsten Jahr in Steinbach als Jugendbegleiterin mit einer Theater AG arbeiten. Auch sie hat den sozialen Zug eingeplant, um dort Ihr Abitur zu machen. 

Zum Ende findet Zora noch einen schönen Abschluss: „Irgendjemand hat mal gesagt: Das halbe Leben ist Humor und jemand anders das halbe Leben ist Spontanität.“ 


Text: Mareike König
Foto: Aline Schmidt

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