Freitag, 4. Juni 2010

Was machen wir? - Jugendbegleiterinnen berichten



In dem Projekt "Abenteuer Vielfalt" erlernen und erleben Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren wie sie einen positiven Umgang mit Vielfalt durch Theaterimprovisation und Theaterspiel weitergeben können.

Mit dieser erlangten interkulturellen- und Anleitungskompetenz arbeiten schon vier Absolventen des Projekts "Abenteuer Vielfalt" in zwei örtlichen Schulen mit Kindergruppen.

Jugendbegleiterinnen Jula Tomczak und Kamila Zareba berichten:

Am 26. April haben wir unser Abenteuer mit der Jugendbegleitung mit Kindern aus der Grundschule Langer Graben in Schwäbisch Hall begonnen. Wir haben beide an dem Kurs "Abenteuer Vielfalt" teilgenommen und uns ein Ziel gesetzt: wir wollten Jugendbegleiterinnen werden, unsere Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen und weitergeben. Und das tun wir nun!

Jeden Montag von 15.00 Uhr bis 16.30 Uhr leiten wir eine Gruppe von 12 Kindern, fünf Mädchen und sieben Jungs. Unsere Teilnehmer sind zwischen von 10 bis 12  Jahre alt und wohnen im Landkreis Schwäbisch Hall. Was machen wir? Das ist nicht so leicht zu beschreiben. Sicherlich machen wir kein Theater im herkömmlichen Sinn. Mit verschiedenen Übungen, die mit dem Theater verbunden sind, wollen wir den Kindern ermöglichen etwas Neues und Anderes als Alltag zu erleben. Wir machen Spiele, bei denen sie sich austoben und mit ihrer ganzen Energie einbringen können und dabei viel Spaß haben. Spaß gehört immer dazu – auch wenn die Übungen manchmal anstrengend sind und nach Meinung der Kinder sogar langweilig. Jedoch alles was wir machen, hat sein Ziel und seine Funktion.

Vor allem bereiten wir Übungen vor, die unter anderem die Kreativität, Vorstellungskraft, Konzentration und Toleranz der Kinder fördern können. Was die Gruppe betrifft: das ist eine tolle und interessante Gruppe. Jeder von ihnen ist sehr begabt und bringt seine Fähigkeiten erfolgreich in unser Programm ein! Die Kinder haben viele spannende Ideen und vor allem Lust das alles auszuprobieren! Mit jedem Treffen machen sie Fortschritte – wir sind gespannt, wo wir am Ende ankommen. 

Für uns ist es auch wichtig, dass die Gruppe eine gute Gemeinschaft bilden kann, in der sie miteinander verständnisvoll und tolerant umgehen und sich gegenseitig akzeptieren. Unser Ziel ist es, Vielfalt in dieser Gruppe zu entdecken. Die Kinder haben verschiedene Interessen und sind unterschiedlicher Herkunft. Auch wenn jeder von ihnen sich durch etwas anderes auszeichnet und etwas anderes mitbringt, die Muttersprache vielleicht nicht die gleiche ist und das Zuhause von jeweils einer anderen Kulturen mitgeprägt wird, haben sie doch auch viel gemeinsam. Es verbinden sie Schule, Freundschaft und sogar ähnliche Probleme. Es ist eine Freunde und ein Abenteuer sie zu beobachten und durch das Beobachten kennenzulernen, neue Seiten an ihnen zu entdecken und ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen.

Wir haben viele verschiedene Übungen ausprobiert und herausgefunden, was sich für die Kinder am besten eignet und wobei sie sowohl Spaß als auch Entwicklungsmöglichkeit haben. Unsere Kinder mögen zum Beispiel keine Konzentrationsübungen sondern Spiele, in denen sie sich ausdrücken können, wie beispielsweise das "Grimassen Spiel".

In den  nächsten Stunden beabsichtigen wir Übungen, die sie schon kennen, auszubauen und neue Übungen, die sie neue Fähigkeiten erwerben lassen, einzuführen. Wir planen am Ende des Kurses eine Vorführung für die Eltern und freuen uns schon heute auf die Präsentation „unserer“ Kinder.


Kamila (links) und Jula bei ihrer Arbeit.


Jula und Kamila schauen die Kinder beim beliebte ""Grimassen Spiel" zu.

Text: Jula Tomczak und Kamila Zareba.
Fotos: Patricia Masibay

Montag, 19. April 2010

Der allerletzte Tag - Jannik berichtet!



Eine super gelungene fünfmonatige Ausbildung zum Jugendbegleiter geht für die acht jugendlichen Teilnehmer zu Ende. 

Sie sitzen alle in der Runde und wissen nicht was passiert:

Auf dem Plan für das letzte Treffen der Projektgruppe steht nun ein Feedback und natürlich die lang ersehnte Zertifikatsübergabe des Jugendbegleiters.

Die Gruppe wertet, sowohl das gesamte Projekt, als auch die letzte Aktion, das Arbeiten mit den Grundschülern am Langen Graben, aus.

Tina Koball und Rainer Möck geben jedem der Jugendlichen eine Rückmeldung über ihre Spielleiterhaltung gegenüber den Kindern.

Aber auch die „Abenteuer Vielfalt“ - Gruppe wird um ihre Meinungen und Empfindungen gebeten, indem sie Fragen (z.B. War für dich genügend „Theater“ dabei?) rund um das Projekt beantwortet.  

Nun legt sich Mira, eine der jugendlichen Teilnehmerinnen, auf ein in menschengroßes Papier, alle anderen malen Miras Umriss darauf. 

Als sie fertig sind, darf jeder in den aufgezeichneten Körper seine Gedanken in Form von „Was war für dich besonders an dem Projekt?“ schreiben. 

Außerhalb des Umrisses werden Anregungen und Kritik formuliert. („Was würdest du das nächste Mal besser machen?“)

Dann ist es endlich soweit: Die Zertifikatsübergabe an die Teilnehmer! 

Die komplette Gruppe steht im Raum, jeder einzelne bekommt, plus Handschlag und lautem fröhlichem Gelächter, das „Jugendbegleiter- Zertifikat“ von Patricia, Tina und Rainer.

Ein Gruppenfoto darf nicht fehlen, doch dann geht das fünfmonatige Theaterprojekt für Jugendliche zu Ende... aber Ende April 2010 beginnen fünf der frischgebackenen Jugendbegleiter die Arbeit mit den Grundschulkindern! 

Wer weiter macht, erfahren Sie im nächsten Beitrag- bleiben Sie dran!


Szenen vom letzten Ausbildungstag am 12. Februar 2010:







Text: Jannik Weiße
Fotos: Patricia Masibay


Freitag, 9. April 2010

Jugendensemble der Freilichtspiele Schwäbisch Hall führt Premiere von Hysterikon am 10. April 2010 auf!

Neben seinem Engagement für "Abenteuer Vielfalt" leitet Georg Kistner, Dramaturg und Theaterpädagoge bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall, das Jugendensemble "Freunde der Fiktion".

Am 10. April 2010 um 20 Uhr findet die Premiere von Hysterikon in der ehemaligen Schwimmhalle der Diak-Behindertenhilfe Schöneck statt.
Hysterikon von Ingrid Lausund, Regie Christian Sunkel
in der Diak-Behindertenhilfe Schöneck Schwäbisch Hall
Wilhelm-Lotze-Weg 25, in der Nähe der Freien Waldorfschule im Teurershof
Mit dem Stadtbus Linie 7 in sechs Minuten von der Innenstadt aus zu erreichen
Weitere Vorstellungen, Beginn jeweils um 20 Uhr:
17. und 18. April; 7. Mai; 24. und 27. Juni

Eintrittspreise
Schüler/Jugendliche = 5 €
Erwachsene = 9 €

Weitere Informationen:  

Fotos: Freilichtspiele Schwäbisch Hall

Samstag, 6. März 2010

"Mixer" - Alles vermischen! Ein Gespräch mit Philip


Das Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt" setzt sich aus einer bunten Mischung von Teilnehmern zusammen. Wir stellen, last but not least, Philip Michel vor.

Philip Michel ist 16 Jahre alt und ist in Heidelberg geboren. Seine Familie wohnt schon seit 2000 in Schwäbisch Hall. Er beschreibt sich eher als Stadtmensch. Seine Lieblingsstadt überhaupt ist Las Vegas, obwohl er noch nicht dort war. Er hat schon viel Beeindruckendes von Las Vegas gehört, Bilder und Filme gesehen.

Seit fast sieben Jahren ist Philip ein begeisterter Fechter und assistiert sogar als Jugendtrainer Kindern und anderen Jugendlichen. Der Kampfsport hat ihn schon als kleines Kind fasziniert, damals vor allem die Fechtkleidung. Heute reizt ihn Fechten wegen der Kombination aus Technik (z.B. elektronische Trefferanzeige), der sportlichen Anstrengung bzw. der Herausforderung, der Fechtkleidung und dass es ein Einzelsport ist. Philip ist sehr sportlich: er taucht, schwimmt, joggt und spielt Fußball in seine Freizeit. Gerade hat er mit Klettern in der Halle angefangen. Neben Sport ist Musik auch eine wichtiger Freizeitgenuss für ihm: "Ich höre so ziemlich alles gerne - außer Volksmusik - Hauptsache Musik!"

Theater als Unterrichtsfach
Philip geht zur Waldorfschule und dort ist Theater ein Unterrichtsfach. In der dritten Klasse hat er somit seine ersten Erfahrungen mit Theaterspielen gemacht. Seitdem hat er schon in drei Klassenstücken mitgespielt. Allerdings hat ihm anfangs das Theaterspielen keinen Spaß gemacht: "Ich war zehn Jahre alt, war sehr aufgeregt und hatte meinen Text nicht richtig gelernt. Dann stand ich da und konnte nichts!". Erst als er in der achten Klasse als Pflichtprojekt  am "Achte-Klasse-Stück" beteiligt war kam endlich das Interesse und die Freude am Theaterspielen und -machen. "Ich war älter und es hat mir viel Spaß gemacht bei allem ein bisschen mitzumachen: beim Bühnenbild, bei der Bühnentechnik und beim Spielen sowieso." Das aufgeführte Stück hat ein Lehrer geschrieben und Philip spielte "den bösesten und übelsten Nazi." Beim Erzählen streckt Philip auf einmal sein Brust raus, atmet tief, sitzt total gerade und seine Miene wird hart und ernst: "Ich konnte mich richtig verausgaben: rumbrüllen, schreien und rumrennen, einfach total aus der Bahn sein." Er sitzt wieder locker, lächelt und erzählt weiter: "Ich finde eine solche Rolle zu spielen spannend weil sie überhaupt nicht zu meinem Charakter passt".

"Abenteuer Vielfalt"
"Klingt ganz gut" fand Philip als er die Informationen über das Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt" auf dem Handzettel angeschaut hat. Vor allem aber weckte das Projekt sein Interesse wegen der Ausbildung zum Jugendbegleiter. Mit Kindern und Jugendlichen beim Fechten zu arbeiten machte ihm Spaß und das Theaterspielen auch. So sah er in dem Projekt "Abenteuer Vielfalt" die Möglichkeit, Spaß zu haben und dabei neue Fähigkeiten zu erlangen.

Das Projekt hat ihn überrascht. "Ich habe gedacht wir spielen ganz anderes Theater: kleine Szenen aufführen. Dann habe ich gemerkt, wir machen mehr Vorbereitungen auf das Jugendbegleiter-Projekt: Übungen und Spiele die wir dann auch später mit den Kindern anwenden können." Seine Lieblingsübung ist eine vom ersten Tag des Projekts, der "Mixer". Dabei gibt es Gruppen von je drei Personen: eine Person versucht andauernd Fragen zu stellen, eine andere versucht alle Fragen zu beantworten und eine dritte versucht, den Befragten abzulenken. Das klingt anstrengend, aber Philip fand's "ziemlich gut!" Anstrengend für ihn war die "8-Takt-Übung", bei der die ganze Gruppe synchron in acht Schritten aufstehen und sich dann in acht Schritten wieder hinlegen oder hinsetzen sollte.

"Yep," antwortete er kurz aber deutlich - das Projekt hat ihm geholfen. Er erklärt was ihm für die Jugendbegleitung hilft: "Ich weiß jetzt wie ich alles anpacken kann, wie ich das Spielen und die Übungen variieren kann". Weiter findet er die Vermischung innerhalb des Projekts gut: "Wenn ich in diesem Jugendprojekt mitmache dann mache ich auch automatisch beim Theaterspielen mit." Als Jugendbegleiter möchte er gerne weitermachen und eigentlich auch mit Theater, aber dann wird's mit der Zeit recht eng. Egal wie er weitermacht, mit nimmt er auf jeden Fall "den Spaß den wir hatten, die Erfahrung aus mir rauszugehen, die Gruppenarbeit, die Übungen besonders die Konzentrationsübungen.

Vielfalt bedeutet für Philip die Möglichkeit viele verschiedene Dinge zu machen. Als Beispiel nennt er die Vielseitigkeit des Theaterprojekts: "dass die Teilnehmer unserer Gruppe aus verschiedenen Länder kommen, dass wir Spaß haben und komische Sachen machen und das alles miteinander vermischen." Die Abwechslung die "Abenteuer Vielfalt" bietet empfindet Philip positiv und wünschenswert. Das Projekt würde er anderen Jugendlichen empfehlen "weil man dabei unter anderem auch sich selbst und Andere besser kennen lernt". 

Philip bei einer interkulturellen Übung über sichtbare und
unsichtbare Eigenschaften

Szene aus der Aufführung am 1. Februar 2010


Philip bei dem anschließendem Gespräch am 1. Februar 2010

Fotos: Patricia Masibay, Schürg (1.2.2010)
Text: Patricia Masibay

Freitag, 26. Februar 2010

Mira und Martina berichten über der Unterrichtseinheit in der Grundschule


Szenen der Aufführung

Am 8. Februar 2010 leiteten das "Abenteuer Vielfalt"-Gruppe 16 Kinder im Alter zwischen 7 und 11 Jahren ins Theaterspielen ein und machten ihre erste Erfahrung als Jugend- bzw. Spielleiter.


Martinas Bericht
Freitag, der 8. Februar, ist ein besonderer Tag gewesen. Das erste und hoffentlich nicht das letzte Mal haben wir die Grundschule am Langen Graben besucht, um den Kindern unser Projekt vorzustellen. 

Am Anfang haben wir eine kleine Show mit unseren Kreativitäts-Übungen gezeigt. Danach haben wir die Kinder aufgefordert, mit uns zu "spielen". Was kann ich dazu sagen? Es war einfach überraschend wie viel Begeisterung und Interesse sie gezeigt haben, darüber hinaus haben sie auch uns viel beigebracht: wieviel Kreativität und Phantasie die Kinder haben, wie schnell sie lernen können und wie sie ohne Verlegenheit jede Rolle übernehmen können. 

In einem Spiel, bei dem man eine Zeitung in etwas Anderes verwandeln soll, haben sie einen Ball, eine Decke, ein Steuerrad und tausend andere Ideen aus der Zeitung gezaubert, die ich mir nicht vorstellen konnte. Und wer kann besser das „Pantomime Spiel“, bei dem man mit Fratzen das Publikum amüsieren soll, als ein Kind? 

Für uns ist natürlich der Rollentausch, vom Belehrten zum Lehrenden, sonderbar gewesen: nicht mehr selbst zu spielen, sondern jemand anderem etwas zu lehren. Sehr interessant waren auch die Unterschiede zwischen unserem Verhalten und dem der Kinder bei den Spielen: wir können als Erwachsene schwerere Rollen übernehmen, mehrere Details erfassen und uns besser konzentrieren. Man muss aber sagen, dass die Kleinen viel Phantasie und Spontanität bewiesen haben, was bei uns Erwachsenen leider schon verloren gegangen ist. 

Wir haben den Kindern an diesem Tag etwas gelernt und durften auch von ihnen lernen.


Miras Bericht
Ich war den ganzen Montag schon ziemlich aufgeregt. Als wir (sieben Spielleiter/innen!) endlich in der Turnhalle der Grundschule am Langen Graben ankamen, war ich total erstaunt wie viele Kinder da waren: es waren ungefähr zwanzig Kinder. Ich hatte vielleicht mit zehn oder zwölf Kindern gerechnet. Nun war ich noch aufgeregter.
Wir führten unsere kleine Performance auf. Es war sehr interessant, denn die Kinder warenein ganz anderes Publikum als die Erwachsenen. Die Kinder haben lauter gelacht. Sie haben auch an anderen Stellen gelacht z. B. bei dem Spiel mit der Zeitung, die in verschiedene Gegenstände verwandelt wird. 
Als wir dann mit den Übungen und Spielen begonnen haben, war ich nicht mehr so aufgeregt. Bei den Spielen hat immer einer von uns angeleitet und die Anderen haben sich beim Spielen unter die Kinder gemischt und mitgemacht.
Dann war ich an der Reihe, ich war sehr nervös, aber zum Glück war meine Stimme ruhig und mein Kopf klar. Das Erklären hat gut geklappt. Meine Übung war eigentlich ein bisschen schwer, doch ich denke die Kinder haben es trozdem sehr gut gemacht. Die Übung heißt "Sound-Ball": man wirft sich einen unsichtbaren Ball zu, der von der ersten Person ein Geräusch, eine Größe und ein Gewicht bekommt. Die Person, die den Ball fängt, nimmt ihn mit den gleichen Eigenschaften an, dann verändert sie die Eigenschaften und wirft den Ball der nächsten Person zu. Für die Kinder war das Ausdenken und Weitergeben der Geräusche besonders schwer. Das Annehmen des Balls und die Veränderung der Größe haben sie gut gemacht. 
Es war eine tolle Erfahrung, weil ich so die Möglichkeit hatte, mich als Spielleiter auszuprobieren. Und am Ende habe ich noch einige Tipps bekommen. Außerdem hat es mir viel Spaß gemacht.

Mira erklärt die Übung "Sound-Ball"
Martina und Philip bei einer Übung mit den Kindern

Text: Martina Boatti und Mira Scherrer, Fotos: Patricia Masibay

Montag, 15. Februar 2010

Offen für Neues! Ein Gespräch mit Tara und Martina



Martina und Tara

Das Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt" setzt sich aus einer bunten Mischung von Teilnehmern zusammen. Wir stellen Tara Merkelbach und Martina Boatti.


Tara Merkelbach ist 15 Jahre alt und wohnt in Mainhardt. Sie spielt Harfe, singt im Chor und liest gerne "alles"- gerade einen Krimi von Donna Leon. Tara muss lachen als sie erzählt, wie sie sich als Kleinkind mit einer Freundin Stücke zum Spaß ausdachte und vor ihren "armen Eltern" aufführte. In der sechsten Klasse machte sie bei einer "Dracula Aufführung" mit, sie war eine von vielen Vampiren. Seit dem letzten Jahr ist sie in der Theater AG ihres Gymnasiums.  



Die 18-jährige Martina Boatti kommt aus Alessandria, Italien. Die Austausch-Schülerin wohnt für ein Schuljahr in Künzelsau. Sie hört viel Rock-Musik, „z. B. Led Zeppelin, Guns & Roses, Queen, Red Hot Chili Pepper“ und geht gerne ins Konzert. Zum Spaß spielt sie Gitarre. Sie ist auch sportbegeistert und spielt Volleyball, Basketball und Rugby. 


Erfahrungen mit Vielfalt
Tara definiert Vielfalt als Offenheit für neue Erfahrungen und die Bereitschaft neue, vielfältige Menschen kennenzulernen. Ihre Familie hat ihr junges Leben schon mit vielen Erfahrungen mit Vielfalt bereichert. Sie ist Halb-Griechin, ist in der Schweiz geboren und verbrachte ihre ersten vier Lebensjahre zwischen der Schweiz, Deutschland und Amerika. Alleine in Deutschland zog sie mit ihrer Familie schon siebenmal um. Neben Roma waren bei ihr weitere "Gastschwestern" aus Frankreich und Indien zuhause. Die Erfahrungen und die Zeit mit ihnen fand sie bereichernd und lustig, vor allem zu erfahren wie sie aufgewachsen sind und zu sehen wie sie die deutsche Schule erleben. "Sie waren selbst offen und ihre Bereitschaft etwas Neues auszuprobieren machte es mir leicht mit ihnen etwas anzufangen. Es gab ein beidseitiges Bemühen". "Natürlich", räumt Tara ein "nach einer Zeit, besonders wenn man ganz nah zusammen ist, gibt es Momente in denen es nervig und anstrengend ist- aber es geht schnell vorüber". Durch ihre vielen Umzüge hat sie gelernt besser mit Vielfalt umzugehen, da sie immer am Anfang die Fremde bzw. „die Neue“ war.

Für Martina ist Vielfalt die Bereitwilligkeit "immer etwas Neues zu probieren, etwas Neues zu suchen". Ihre derzeitige Erfahrung als Austausch-Schülerin ist ein "richtig großes Abenteuer" in Vielfalt: "Das ist etwas anderes als Urlaub. Das ist ein Schuljahr in einem anderen Land, in einer Gastfamilie, in einer deutschen Schule". Sie ist Einzelkind und durch ihre siebenköpfige Gastfamilie lernt sie jetzt wie es ist, viele (Gast-)Geschwister zu haben und ihre Sachen und ihre Zeit mit ihnen zu teilen. Weil sie zu Beginn ihres Aufenthalts noch nicht gut deutsch sprach, war sie oft ausgeschlossen oder passiv bei Gesprächen. Ihr war es aber wichtig zu verstehen um was es ging und ihre Meinung zu äußern- deshalb lernte sie fleißig deutsch und stellte Fragen. Diese Erfahrung hat ihr bewusst gemacht, dass "man die Anderen braucht, Du kannst nicht alles alleine machen. Als Fremde muss man den Leuten vertrauen- man ist abhängig und muss akzeptieren was die Anderen sagen". Trotz dieser Herausforderung findet sie es sehr wichtig eine solche Erfahrung zu machen und dadurch neue Kompetenzen und Freunde zu gewinnen.


Das Theaterprojekt Abenteur Vielfalt
Tara sah ein Plakat über das Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt" in einem Haller Kino und entschloss sich mitzumachen. Sie kam am ersten Tag und fand es lustig, der Spaß trieb sie an dabei zu bleiben. Ihre Begeisterung über das Projekt überzeugte auch ihre damalige Gastschwester Roma aus El Salvador und ihre Freundin Jula sich anzuschließen.

"Ich habe so etwas noch nie gemacht," erzählt Martina. Durch die Austausch-Organisation AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. lernte sie Kamila kennen. Kamila erzählte ihr von dem Theaterprojekt und Martina kam mit, weil sie etwas Neues ausprobieren wollte und dachte, es könnte ihr helfen sich besser auszudrücken. Sie war auch neugierig "ich wollte wissen ob ich eine kreative Seite habe". Sie schreibt zwar für ihre italienische Schülerzeitung und manchmal Kurzgeschichten aber bezeichnet das nicht als "Kunst".  

Tara findet das Theaterprojekt und die Gruppe großartig. Sie fand die Übungen toll und lernte dadurch, wie man besser verschiedene Dinge üben kann- z. B. die Konzentration zu erhalten und das Lachen zu unterdrücken. Sie erzählt von einer Übung, bei der einer eine möglichst lustige und seltsame Grimasse aufzusetzen hatte, um sie "weiterzugeben". Beim jeweiligen Nachahmen sollte man natürlich nicht lachen. "Ich hatte echt eine Menge Spaß und hoffe dass sich unsere Gruppe nach diesem Projekt weiterhin trifft".

Das Theaterprojekt ist für Martina klasse weil es ihre Kreativität fördert. Sie findet es toll verschiedene Charaktere zu entdecken, nachzumachen, und zu analysieren. Besonders interessant fand sie die Übung, bei der sie mit Ihrem Körper die vier Elemente Wasser, Wind, Feuer, und Erde auszudrücken hatte. Sie ist sehr zufrieden mit ihren Erfahrungen im Projekt- "Man lernt mehr als nur ein Stück zu spielen. Hier lernt man zu improvisieren und mit dem Körper etwas auszudrücken." Martina gefällt das Theaterspielen und Improvisation. Sie möchte in Italien wenn möglich damit weitermachen- um weiter an ihrer Kreativität zu arbeiten.



Tara bei der Generalprobe für die Aufführung am 1. Februar 2010


Martina bei der Charakter-Übung


Tara und Martina bei der Entwicklung der "Aufzug Szene"


Fotos und Text: Patricia Masibay

"Abenteuer Vielfalt" erfolgreich absolviert!

Von links: Jula, Tara, Philip, Rabia, Mira, Kamila und Jannik 
(nicht auf dem Bild, Martina)  


Am 12. Februar 2010 fand die Zertifikatübergabe für die fünfmonatige Ausbildung zum Jugendbegleiter statt.

Die acht jugendlichen Teilnehmer des interkulturellen Theaterprojekts  "Abenteuer Vielfalt" schlossen erfolgreich die fünfmonatige Ausbildung zum Jugendbegleiter ab. Die Übungen in Theaterspielen und -improvisation gepaart mit einer theoretischen Einführung und praktischen Auseinandersetzung zum Thema Vielfalt ist eine einzigartige und sinnvolle Vorbereitung als Spielleiter für Kinder.

Ihr Können als Darsteller haben die Jugendliche mit einer öffentlichen Präsentation im Rahmen der Veranstaltungsreihe Culturcafé International am 1. Februar 2010 gezeigt. Im anschließenden Gespräch nach der Aufführung mit einem begeisterten Publikum sprachen sie über Ihre Erlebnisse und ihr Verständnis über das Projekt.

Am 8. Februar 2010 leiteten die Jugendlichen eine theaterpädagogische Unterrichtseinheit unter der Aufsicht der Theaterpädagogen Rainer Möck (Kleines Theater Hall e.V.) und Tina Koball (Freilichtspiele Schwäbisch Hall e.V.). 
In der Grundschule Langer Graben führten die Jugendlichen 16 Kinder im Alter zwischen 7 und 11 Jahren ins Theaterspielen ein und machten die erste Erfahrung als Jugend- bzw. Spielleiter. Die Kinder hatten viel Spaß "mit allem!" und fragten am Ende aufgeregt wann die nächste Stunde wäre.

Nicht nur bei den Kindern sondern auch bei den frisch ausgebildeten Jugendlichen besteht großes Interesse am Weitermachen. So arbeitet das Projekt Team von „Abenteuer Vielfalt“ jetzt konkret an den Einzelheiten und an einem Betreuungskonzept für die Jugendbegleiter damit es bald mit der ersten Unterrichtsgruppe los gehen kann.


Fotos und Text: Patricia Masibay