Dienstag, 7. Februar 2012

„Jeder Dienstag ist eine Überraschung“ – Ein Gespräch mit Inna und Kristin

Inna (links) und Kristin

Die dritte Staffel von Abenteuer Vielfalt (2011/2012) bringt wieder eine bunte Mischung von Teilnehmenden zusammen. Wir stellen Inna Martel und Kristin Kumria vor.

Inna Martel ist in Schwäbisch Hall geboren. Sie ist 15 und geht zur Werkrealschule Schenkensee. Sie hat nicht nur viele Schwester (fünf!) sondern auch viele Hobbys. Ein Jahr lang fuhr sie Go-Kart,  „zuerst war ich einmal in der Woche, und dann zweimal und irgendwann war es viermal in der Woche. Die Eltern mussten immer dabei sein, aber dann hatten meine Eltern keine Zeit mehr.“ Ihre Freizeit ist trotzdem gefüllt: mit Lesen, Klavier spielen und Tanzen. Vier Jahre lang, bis zur 7. Klasse, nahm sie Ballett Unterricht. Und weil sie etwas Neues ausprobieren wollte, begann sie vor zwei Jahren mit Hip-Hop Tanzen. Es macht ihr Spaß mit Ihren Freunden immer wieder neue Tänze zu erlernen.
Kristin ist auch in Schwäbisch Hall geboren. Sie ist 17 Jahre alt und geht zum Gymnasium bei St. Michael. Sie ist wie Inna die jüngste in ihrer Familie, aber sie hat „nur“ eine Schwester und einen Bruder. Auch Kristin beschäftigt sich mit vielen Hobbys: Zeichnen (Portraits), Malen (Landschaften), Lesen (Geschichten mit Internationalen Handlungsorten), Musik-Hören (Internationale Musik), Singen (Gospel), Schauspielen (seit der 8. Klasse) und manchmal geht sie joggen („gerne im Sommer, wenn die Sonne scheint“).  


Erfahrung mit Theater
Inna sah bisher nur ein Theaterstück. In der Grundschule besuchte ihre Klasse eine andere Schule um „Das fliegende Klassenzimmer“ anzuschauen. Sie fand das Stück toll aber „ich habe mir nie gedacht ,dass ich auch so was machen würde“.  

Kristin war neben einem professionell aufgeführten Theaterstück, Jim Knopf ("als ich noch ganz klein war"), bei verschiedenen Vereins- und Schulaufführungen. Erst bei einer Aufführung in der 7. Klasse dachte Kristin  “das würde ich auch mal gerne machen.“  So begann sie in der 8. Klasse Theater zu spielen. Ihre Erwartungen wurden „übertroffen“. Vorher, als Zuschauer, konnte sie sich nicht vorstellen wie es ist, auf der Bühne zu stehen, aber „wenn man das wirklich mal macht dann ist das viel krasser als man sich das wünscht. Viel besser! Zum Beispiel habe ich mich früher nicht getraut zu schreien. Das habe ich jetzt gelernt, einfach mal laut zu sein oder wütend zu sein, rumzuschreien- einfach die Hemmschwelle zu überschreiten. Wenn nichts mehr peinlich ist und man alles machen kann, ist das ein tolles Gefühl.“ 


Vielfalt 
Inna beschreibt Vielfalt ganz schnell und mit einem Wort: „Spass“. Ihr genügt das. Sie lacht und sagt, „mir fällt nichts mehr ein“. Später entdeckt man, dass sie eine vielfältige Umgebung hat. Ihre Mutter kommt aus Tadschikistan und ihr Vater aus Kasachstan. Daher kann sie fließend Russisch sprechen. Viele ihrer Freunde kommen auch aus interkulturellen Familien. Sie hat diese Vielfalt vorher nicht erwähnt, weil es ganz normal für sie ist. Sie fühlt sich eher „anders“ weil sie schüchtern ist. 

Für Kristin bedeutet Vielfalt, „dass man facettenreich sein kann. Dass man vieles ausprobieren kann. Dass man immer wieder anders an Dinge rangehen kann. Dass es nicht langweilig wird. Dass man immer wieder neue Aufgaben bekommt und Herausforderungen“. Diese Vielfalt erlebt sie in ihre Familie. Ihr Vater ist in Indien geboren, ihre Mutter in Deutschland. Sie besuchte Indien zum ersten Mal letztes Jahr und hat das Land natürlich als Deutsche betrachtet: "eine ganz andere Kultur, andere Mentalität, andere Menschen, anderes Essen, andere Sprache, andere Religion, andere Sitten, andere Klamotten, andere Gerüche, viele Menschen, viel mehr Lärm, viel mehr Schmutz, anderes Klima.“  Ihr hat das „pulsierende Leben“ gefallen, „immer war etwas los, überall Menschen. Im Vergleich zu Indien sind deutsche Strassen eigentlich wie leergefegt.“. Sie findet es toll Verwandte im Ausland zu haben. Seit circa drei Jahren tauscht sie sich mit einem gleichaltrigen Cousin per E-Mail aus. Sie staunt immer wieder darüber, wie unterschiedlich ihre Leben sind."


Abenteuer Vielfalt
„Theater macht Spass“ sagt Inna mit ihrem netten Lachen und sie ist sich dabei sicher. Im Abenteuer-Vielfalt Projekt ist sie überhaupt nicht schüchtern. Sie entschied sich beim Projekt mitzumachen, weil sie nächstes Jahr eine Ausbildung zur Erzieherin machen möchte. Dafür absolvierte sie auch schon drei Praktika im Kindergarten. Sie wollte die Möglichkeit ergreifen, weitere Erfahrungen als Jugendbegleiter zu sammeln.  Jeden Dienstag lernt sie bei Abenteuer Vielfalt etwas Neues: „was man mit den Kindern spielen kann“ und auch „weil es Spaß macht. Ich bin dadurch auch offener geworden". Ein Highlight und die bisherige Überraschung der Ausbildung war der Austausch Tag und Improvisations-Workshop mit der Akzent Theatergruppe aus Karlsruhe: „das war cool!“

Kristin kam zum Abenteuer Vielfalt Projekt durch das Freilichtspiele-Theaterprojekt „Unsere eigene Theatershow“ die Verena Sciesielski auch begleitet. Verena sprach sie an. So entschied sie sich bei Abenteuer Vielfalt mitzumachen, wegen ihrer großen Leidenschaft für Theater und um zu sehen, ob Theaterpädagogin als Beruf für sie in Frage kommt. Kristin kommt gerne jeden Dienstag  „weil es Spaß macht und irgendwie entspannt“. Sie empfindet es als  Ausgleich und Abwechslung zum Stress in der Schule und dem ständigen Lernen. Ausserdem freut sie sich auf die Gruppe und die vielen neuen Übungen: „Jeder Dienstag ist eine Überraschung!“. 

Inna möchte sich auf jeden Fall nach der Ausbildung als Jugendbegleiter engagieren. Sie hat auch vor mit dem Theaterspielen weiter zu machen. 
Kristin macht mit Theater weiter. Ihre Theaterbegeisterung führt sie schon heute dreimal in der Woche in verschiedene Theaterprojekte. Für sie ist gerade Probe-Zeit: in der schulischen Theater AG für die „Hamlet“  Aufführung im Juni (sie spielt die Hauptrolle), in der Freilichtspiele-Gruppe für die Theatershow im Mai und bei Abenteuer Vielfalt für die öffentliche Abschlusspräsentation im März. Auch sie hat starkes Interesse, sich nach der Ausbildung als Jugendbegleiter zu engagieren. 

Szenen aus der Ausbildung

Inna improvisiert und erzählt spontan eine Geschichte.


Kristin reagiert mit einem strahlender Lächeln als Kate sich ihr annähert.



Text & Fotos: Patricia Masibay


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