Sonntag, 23. Dezember 2012

Schöne Erinnerungen – Abenteuer Vielfalt Jugendliche nehmen Teil am Kulturprojekt der Schwäbisch Haller Partnerstadt Neustrelitz.


Kristin Kumria trägt die Gruppe in das Goldene Buch der Stadt Neustrelitz ein. Von links nach rechts: Katelynn (Kate) Ramey, Friederike (Rike) Scherzer, Luisa (Lui) Heinold und Helen Streicher.   Die Gruppe vor dem Turm der Stadtkirche.

In Juni 2012 reiste fünf Absolventen der Abenteuer Vielfalt Staffel 3 auf Einladung nach Neustrelitz, Partnerstadt von Schwäbisch Hall. Unter dem Motto „europäische Begegnungen“ gestaltete die Stadt das Kulturprojekt „Jugend tanzt und musiziert für Europa" als kreative Woche.

Vom 5. bis 11. Juni 2012 trafen sich Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahre aus verschiedenen Partnerstädten von Neustrelitz. Neben ihre Vorbereitungen für das große öffentliche Auftritt zum Schluss auf der Festspielbühne im Schlossgarten hatten die Jugendlichen die Gelegenheit sich durch verschiedene Freizeitangebote besser kennen zu lernen. Das Gefühl als Teil einer gemeinsamen Europa sowie das Engagement für Europa sollte durch diese Erfahrungen gestärkt und unterstützt.

Über die Erfahrungen der Abenteuer Vielfalt Gruppe berichtet Kristin Kumria:

Neustrelitz hat etwa 21.200 Einwohner gehört zum Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und ist seit 1988 eine Partnerstadt von Schwäbisch Hall.

Ankommen in Groß-Quassow
Als Lui, Kate, Rike, Helen und ich nach einer langen Anreise mit dem Zug endlich in Groß-Quassow ankamen, wussten wir noch nicht so recht, auf was wir uns da eigelassen hatten. Beim Anblick unseres eher bescheidenen Bungalows, in dem wir die nächsten Tage hausen sollten, tauschten wir bereits vielsagende Blicke. Um es kurz zu fassen: Eng und nicht ganz sauber. Es frustrierte uns etwas, dass gleich gegenüber eine Reihe riesengroßer und luxuriös ausschauender Bungalows stand, die zudem unbewohnt waren. Dafür war das Gelände, umso schöner. Viel Grün, viele Bäume und direkt am See und wenn man Glück hatte, lief einem der Camp-Hase, der hier sein zu Hause gefunden hatte, über den Weg.

Zuvor hatte sich uns Andreas Schrader, der das ganze Projekt leitete- und das bereits seit 10 Jahren, vorgestellt und uns begrüßt. Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Erkundung des Camps und vor dem Mini-Fernseher in unserem Bungalow.

Erste Tag in Neustrelitz
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach Neustrelitz und begaben uns gemeinsam mit den Tänzern aus Russland und Polen ins Rathaus, wo uns Bürgermeister Grund von Neustrelitz, begrüßte, während seine Worte zuerst auf Russisch und anschließend auf Polnisch übersetzt wurden. Danach durfte sich jede Gruppe in das Goldene Buch der Stadt Neustrelitz eintragen. Anschließend machten wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus und betrachteten Neustrelitz von oben auf dem Turm der Stadtkirche. Das Zentrum der Stadt bildet ein großer Kreisverkehr, der mit Bänken, Bäumen und Springbrunnen bestückt ist und von dem Straßen in alle Himmelsrichtungen ausgehen. Die darauffolgende dreistündige Schifffahrt war anfangs noch sehr interessant, zog sich danach aber doch etwas in die Länge, weshalb ich aus versehen, den Kopf auf die Tischplatte gelegt, einschlief. Das Reisen mit der Deutschen Bahn macht einem am zweiten wohl immer noch zu schaffen…

Erkundung und Bewunderung
Am Donnerstag besichtigten wir die nahe liegende Burg Wesenberg und starteten, zurück in Groß Quassow, eine Kanutour auf der
Mecklenburgischen Seeplatte. Wir fuhren durch ein sehr schönes und ruhiges Naturschutzgebiet und beendeten die Kanutour mit einem Wettfahren. Am Abend machten wir uns auf den Weg nach Neubrandenburg und besuchten das Konzert „Vom Broadway in die Welt“ in der hellen und modern eingerichteten Konzertkirche Neubrandenburgs.

Am Tag darauf fuhren wir erneut nach Neustrelitz und besuchten dort das Slawendorf, das 1994 zur Erinnerung an die Zeit, in der Mecklenburg-Vorpommern von slawischen Stämmen besiedelt wurde, direkt am Zierker See gebaut wurde. Uns Abenteurern gefiel dieser Programmpunkt ganz besonders, da wir altertümliches Handwerk, wie Filzen, Specksteinbearbeitung, Weben, Tonen oder Körbe Flechten selbst ausprobieren und anschließend mit nach Hause nehmen durften.

Gegen Nachmittag versammelten sich alle Gruppen in der Turnhalle Jawaharlal-Nehru in Neustrelitz, in der die polnischen und russischen Tänzerinnen und Tänzer ihre Tänze probten. Wir beobachteten sie dabei voller Bewunderung und fragten uns gleichzeitig, wie wir unser Improvisationstheater in die Aufführung im Schlossgarten Neustrelitz geschickt einbauen konnten. Um ehrlich zu sein, herrschte bei uns pure Verzweiflung, da wir das Gefühlt hatten, vollkommen fehl am Platz zu sein. Und der Kommentar von Andreas: „Das sind größtenteils gecastete Tänzer, das sind die Besten der Besten!“ bestätigte uns nur noch mehr darin. Wir waren dagegen einfach nur ein paar Jugendliche in Jeans und T-shirt, die zusammen etwas Spaß haben wollten.

Spielen, Planen, Proben
Unsere Freizeit verbrachten wir unter anderem darin, ein spaßiges Remake von „Rotkäppchen“ zu drehen, da sich die waldige Umgebung sehr dafür anbot. Besondere Outfits oder Kostüme, wie unsere russischen und polnischen Kollegen, besaßen wir nicht. Wir wussten, dass unser Theater etwas ganz anderes war und leiteten eine Krisensitzung ein, in der wir besprachen welche Übungen und Spiele wir präsentieren würden, mit denen wir gleichzeitig das Publikum mit einbinden konnten, denn das war das einzige, was uns einigermaßen angebracht erschien.

Am Samstag probten wir auf der Bühne im Schlossgarten in Neustrelitz unseren kleinen Auftritt und probierten unsere Mikrophone aus. Wir wurden zwischen den Tänzen eigeteilt, um die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht zu erhalten und nach den aktionsreichen Tanzeinlagen wieder etwas Ruhe in das Ganze zu bringen.

Bühne Frei für Vielfalt
Zur Eröffnung des Programms „Jugend tanzt und musiziert für Europa“ ließ man tausend blaue Europaluftballons in den Himmel steigen. Als erstes moderierten Kate und Helen das Spiel „Bank“ an, in dem es darum geht, eine Person wortlos dazu zu bringen, die Bank, auf der sie sitzt, zu verlassen. Dazu holten die beiden ein paar freiwillige Zuschauer, darunter auch Kinder, auf die Bühne. Von juckenden Läusen bis zum bakterienreichen Husten war alles dabei. Das Spiel kam gut an und es wurde oftmals gelacht.

Ich moderierte das zweite Spiel „Image of“ (Bild von), bei dem man Begriffe pantomimisch darstellen musste. Die Anzahl der Freiwilligen war sehr gering (Zitat von Andreas: „Das sind Mecklenburger“, was so viel bedeutete wie „die sind etwas unterkühlt“) und daher forderte ich die gesamte zweite Reihe auf, auf die Bühne zu komme, dich sich nur widerwillig in Bewegung setzte. Auch ein paar kleine Mädels wagten sich nach vorne und alle stellten sich in einer Reihe mit dem Rücken zum Publikum auf. Ich gab Begriffe vor wie z. B „Image of Vampir“, woraufhin sich die Mitspieler umdrehen und gleichzeitig einen Vampir darstellen mussten. Auch dieses Spiel sorgte für die notwendige Erfrischung und Kurzweiligkeit.

Am Ende des Abends bedankte sich Andreas Schrader herzlich bei allen Schauspielern und Gästen. Zum Schluss kamen alle Darsteller auf die Bühne, verbeugten sich und tanzten und klatschten. Auch die Abenteuer Vielfalt Gruppe tanzte mit (wenn auch nicht ganz so professionell). Den Abschluss des Abends krönte ein tolles Feuerwerk. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einer Haller Reisegruppe zurück nach Schwäbisch Hall, wobei wir noch eine zweistündige Pause in Halle an der Saale einlegten, die wir nutzten, um uns die Stadt ein wenig anzuschauen. Insgesamt hatten wir viel Spaß, auch wenn wir des Öfteren an unseren Fähigkeiten gezweifelt haben. Nächstes Jahr würden wir gern wieder dabei sein.


Text: Kristin Kumria
Fotos: Farnaz Schaefer, Internationaler Frauenkreis Schwäbisch Hall

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