Mittwoch, 30. März 2011

Spürbare Vielfalt - ein Gespräch mit Tuana und Theresa

Tuana und Theresa 


Das Theaterprojekt „Abenteuer Vielfalt“ setzt sich aus einer bunten Mischung von Teilnehmenden zusammen. Wir stellen Tuana Pehlivan und Theresa Böhm vor.

Tuana und Theresa sind so unterschiedlich wie man kaum sein könnte. Das merkt man schon beim Gespräch. Tuana ist voller Energie und neugierig auf das Gespräch, Theresa lehnt lässig auf dem Sofa und nippt an ihrem Tee. Auch der Altersunterschied ist sehr groß. Während Tuana 13 Jahre alt und damit eine der jüngsten Teilnehmerinnen ist, gehört Theresa mit ihren 19 Jahren zu den Älteren und ist momentan im Abiturstress. Die beiden sind auch auf unterschiedlichen Schulen: Die Jüngere geht auf das Erasmus-Widmann-Gymnasium, die Ältere auf das bei Sankt Michael.

Auch die Freizeitinteressen sind unterschiedlich. Tuana spielt Basketball bei den Schwäbisch Haller „Flyers“; an den Wochenenden ist sie mit ihrem Team immer unterwegs, weil gespielt wird. „leider kann ich nur einmal in der Woche ins Training kommen, weil es sonst sehr stressig wird.“, bedauert sie, denn sie hat noch ein anderes Hobby, dem sie sehr viel Zeit widmet: „Mein Traum ist es, einmal Schauspielerin zu werden.“, schwärmt sie, „am liebsten in einem Film oder einer Serie. Das inspiriert mich.“ Dafür würde Tuana sehr viel tun: „Am liebsten würde ich auf ein Schauspielinternat gehen, aber das gibt es hier in der Nähe leider nicht.“, erzählt sie. Doch auch hier kann sie ihrem Hobby nachgehen: Tuana macht bei den Freilichtspielen mit und bei „Abenteuer Vielfalt“. Früher war sie auch bei der Theater-AG ihrer Schule dabei, dort konnte sie viel Bühnenerfahrung sammeln.

Theresa hingegen hatte vor „Abenteuer Vielfalt“ kaum Berührungspunkte mit Theater: „Ich glaube, ich habe früher bei einer Aufführung in der Grundschule mitgemacht“, erinnert sie sich, „aber das war’s dann auch schon.“ In ihrer wegen dem Abiturstress sehr knapp bemessenen Freizeit engagiert sich Theresa beim ASF Interkulturelle Begegnungen e.V., einer Organisation für Schüleraustausch.  „Ich selbst war schon ein Jahr in Brasilien“, schwärmt sie, „dort waren die Menschen sehr gastfreundlich und mir hat es sehr gut gefallen.“ Durch den Kontakt zu Jugendlichen kam Theresa auch auf das Projekt „Abenteuer Vielfalt“, wo man lernt, mit Kindern theaterpädagogisch zu arbeiten.

Vielfalt
Tuanas Eltern kommen aus der Türkei, sie ist in zwei Kulturen groß geworden. Ihre Eltern und sie sprechen sowohl fließend türkisch als auch deutsch. „Mir ist es wichtig, dass man die eigene Kultur nicht verliert, sich aber dennoch integriert. Ich finde es toll, wenn man viele Sprachen kann und weltoffen ist.“, sagt sie.  Tuana kennt Vielfalt also aus eigener, alltäglicher Erfahrung, es ist für sie normal. Sie findet es aber auch interessant, Geschichten von anderen zu hören, die von anderen Kulturen oder Religionen handeln: „Bei der interkulturellen Einheit von „Abenteuer Vielfalt“ haben auch andere Jugendliche von ihren Erlebnissen berichtet. Das fand ich spannend!“ 

Theresa ist zwar in Deutschland geboren, aber durch ihren Auslandsaufenthalt in Brasilien ist sie auch in Kontakt mit einer ganz anderen Kultur gekommen. Für sie ist Vielfalt sehr positiv besetzt, sie versteht darunter eine neugierige Herangehensweise an Ausländer oder Menschen mit Migrationshintergrund. „Aber manchmal ist es auch schwierig“, wirft Tuana ein, „Ich habe an meiner Schule schon Mobbing erlebt, nur weil man einer anderen Kultur angehört oder anders aussieht.“ Auch Theresa kann sich vorstellen, dass es nicht immer einfach ist, tolerant zu sein. Denn dafür muss man auch mal seine eigenen Ideen und Vorstellungen zurücknehmen und andere akzeptieren.

Abenteuer Vielfalt
Auch beim Projekt ist die Vielfalt für die beiden spürbar: Es besteht ein relativ großer Altersunterschied, die Jugendlichen gehen auf unterschiedliche Schulen und die Interessen sind anders. Auch die Vorerfahrungen mit Theater variieren. „Am Anfang war ich mir unsicher und habe mich nicht gleich alles getraut“, gesteht Tuana, „doch dann ist die Gruppe enger zusammengewachsen und ich fand es schön, dass so viele verschiedene Leute dabei sind und man sieht, wie jeder anders an die Übungen herangeht.“ Am liebsten hat sie sich bei dem Projekt in andere Rollen hineinversetzt, eine Aufgabe war es, eine Szene mit einer anderen Teilnehmerin zunächst neutral, dann als Feinde und als Letztes als Freunde darzustellen. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, lacht sie. Theresa mag es, Dinge körperlich und nonverbal darzustellen. „Schon alleine, wenn alle durch den Raum gehen, kann man sehr viel an der Körpersprache erkennen,“ findet sie.

Berufliche Zukunft
Tuana sieht das Theater und die Schauspielere ganz klar in ihrer Zukunft: „Ich hoffe, ich schaffe das Abitur und kann dann auf eine gute Schauspielschule gehen“, sagt sie. Für Theresa hingegen wird das Theater eher Hobby bleiben. Nach dem Abitur will sie erst einmal ein Freiwillige SozialeJahr in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche machen. „Ich hoffe, dass ich dort das, was ich hier gelernt habe, umsetzen kann. Ich kann mir gut vorstellen, mit den Kindern dort etwas in diese Richtung zu machen.“, erzählt sie, „Aber ich bin mir auch sicher, dass man die Fähigkeiten überall gut gebrauchen kann.“


Tuana (links) schlüpft mit Clara in andere Rollen
Bilder: Patricia Masibay




Theresa bei einer Übung am Austauschtag mit der interkulturellen Theatergruppe „Akzent“ aus Karlsruhe
Bilder: Tina Koball


Foto oben und Text: Anna Böhm

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