Mittwoch, 27. Januar 2010

Spiel Theater! Ein Gespräch mit Jannik und Kamila

Jannik und Kamila spielen...

Das Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt" setzt sich aus einer bunten Mischung von Teilnehmern zusammen. Wir stellen zwei aus der Gruppe vor: den gebürtigen Haller Jannik Weiße und Kamila Zareba aus Polen.


Jannik Weiße ist ein sehr begabter 14-jähriger mit einer langen Liste von Lieblingsbeschäftigungen. Er singt, wandert, klettert und fotografiert. Er spielt überhaupt gerne: Handtrommel (Bongo, Djembe), Fußball (rechtes Mittelfeld), und Theater! Er spricht besonders gerne über das Klettern. Sein Vater hatte ihn schon als Baby- quasi im Rucksack- auf Kletter-Touren dabei. Heute erklettert er selbst Berge und Gletscher: "Überall weiße Berge- mein Leben!". Der Höchste war der über 3600 m hohe Simelaun im Ötztal, Österreich. Dabei hatte er schon mehrere gefährliche Situationen zu meistern: Einmal brach er in eine Gletscherspalte ein ("nicht arg weit") und war komplett mit Schnee zugedeckt"  ein anderes Mal überquerte er eine Schneebrücke, die eine tiefe Spalte überspannte: "das kostet Überwindung!"  Am Ende hatte er es aber geschafft und ist nun reicher an Erfahrungen und Fotografien. Schon seit sieben Jahre fotografiert er leidenschaftlich gerne und vor einem halben Jahr bekam er seinen ersten Auftrag: Praxisräume fotografieren. Am liebsten zieht es ihn jedoch mit der Kamera in die Berge.

Kamila Zareba ist 18 Jahre alt und kommt aus Polen. Dank eines Stipendiums erhielt sie als Austausch-Schülerin die Möglichkeit in Deutschland zu wohnen und für ein Schuljahr zu studieren. So ist sie schon seit September 2009 in Schwäbisch Hall. Kamila mag Sport, sie trainiert als Gast mit der Damenbasketballmannschaft "Flyers". Sie zeichnet auch sehr gerne. So lange sie sich erinnern kann zeichnet sie für sich selbst und für Freunde. Neben größeren Zeichnungen fertigt sie auch kleinere, abstrakte Zeichnungen an. Sie sucht die Worte in deutsch: "Manche beschreiben sie als ein bisschen schrecklich- aber nicht alle sind so." Es ist zuerst nicht leicht sich etwas darunter vorzustellen bis sie ein Bild konkret beschreibt: "Ein Kopf in einem Schuh. Das Gesicht hat nur Augen und einen kleinen Mund." Die meisten dieser kleinen Zeichnungen entstanden während des Schulunterrichts. Daneben begeistert sie sich für die polnischen Reggae und Ska Bands Pajujo und Maleo Reggae Rockers.

Das Theaterspielen
Jannik fing schon in der Grundschule mit Theaterspielen an. Vier Jahre lang studierte er Theaterstücke ein, hauptsächlich für Schulfeste- und Aufführungen. Danach legte er eine lange Pause ein, wegen seiner Vorliebe für Fußball. Seine Mutter gab ihm schließlich aber einen Schubs sich wieder mit Theater zu beschäftigen: "Jannik, spiel Theater". Er hatte wohl daheim zu viel gespielt: "Mach's nicht hier- gehe ins Theater!" Er erkundigte sich bei Klassenkameradin Mira. Sie erzählte ihm vom Theaterprojekt "Abenteuer Vielfalt". "Perfekt!" dachte er, und ging mit.

Kamila mag das Theater- als Zuschauer. Sie besuchte oft Stücke, sie konnte sich aber nicht vorstellen, einmal selbst Theater zu spielen. "In den Theaterunterricht in meiner Schule in Polen bin ich nie gegangen weil ich dachte, dass ich es nicht kann. Die anderen würden auch fragen was ich da mache." Hier wollte sie aber etwas Neues ausprobieren. "Spiel Theater!" schlug ihre Gastmutter vor. Weil sie hier niemand kannte hatte sie weniger Hemmungen, das Theaterspielen zu versuchen.

Begeisterung über "Abenteuer Vielfalt"
"Es ist nicht nur Theater, es ist auch vieles mehr!", schwärmt Jannik, von Improvisation ist er besonders angetan. Er hat sich für diese neue Herausforderungen entschieden, nimmt sie ernsthaft an: "Die Konzentrationsübungen sind manchmal unheimlich schwer für mich- besonders nach einem Tag, den ich stillsitzend in der Schule verbringen muss. Ich merke aber dass ich mich verbessern kann - nicht nur durch die Übungen sondern auch durch Theater-Improvisation. Gerade in der letzten Stunde habe ich gelernt, dass ich schräg sein darf. Es macht Spaß- strengt manchmal auch ein bisschen an. Aber man kann kreativ sein. Man kann Sachen spielen, auf die man nie kommen würde oder die einen gerade beschäftigen."

Kamila findet das Projekt überhaupt sehr abwechslungsreich. "Die Übungen sind sehr interessant, ich fühle mich gut in der Gruppe- ich habe keine Blockade! Die Gruppe ist sehr nett, niemand kritisiert mich oder sieht auf mich herab. Meine Mitspieler akzeptieren einfach alles. Wenn ich etwas nicht verstehe helfen sie mir." Sie erinnert sich an eine Interkulturelle Übung, "die Übung zeigte, wie man fühlen kann, wenn man die Situation nicht versteht". Drei Teilnehmer wurden hinausgeschickt und kamen einzeln zurück, als ein Gespräch schon im Gange war. Sie mussten versuchen sich in das Gespräch einzubringen um herauszufinden um welches Gesprächsthema es eigentlich ging. Das Thema war "Bücher lesen" aber die Gruppe benutzte diese Worte nicht und sprach stattdessen von "Zigarette rauchen". "Ich war oft in solchen Situationen. Ich war lange diejenige, die kein Deutsch konnte- und die Menschen erzählten mir nicht immer was los war." 

Gefragt über die Bedeutung von Vielfalt bringt Jannik die Gruppe wieder ins Gespräch: "Jeder Mensch bringt etwas Eigenes mit in diese Gruppe, das bedeutet für mich Vielfalt. Es gibt hier tolle Persönlichkeiten!" Seine Erfahrungen mit Vielfalt sind nicht begrenzt auf die Zusammenarbeit verschiedener Menschen wie hier im Theaterprojekt, sondern er erkennt Vielfalt auch in der Natur, in der Mode oder Musik. Er und Kamila sehen aber auch die Gefahr, dass man sich in der Vielfalt verlieren kann und vergisst wozu man etwas macht. "Manchmal gibt es zu viel Vielfalt und man ist überfordert. Es kann einen fertig machen, verwirren" sagt Jannik. Kamila stimmt zu, "Man kann es übertreiben, ständig mehr... machen, machen, machen." Aber letztlich überwiegt für sie die positive Seite: „Vielfalt ist vor allem ein Austausch mit Anderen, um von ihnen zu lernen und zu nehmen was das Leben gibt“.

Jannik und Kamila bei einer Übung

Kamila mit Martina bei der "Spiegel-Übung"

Jannik  bei einer Charakter-Übung

Fotos: Patricia Masibay und Selbstporträt mit Kamila von Jannik Weiße
Text: Patricia Masibay

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen