Freitag, 23. Oktober 2009

Abenteuerlustige Spieler(leiter)in: Christina Koball
























Die 24-jährige Theaterpädagogin der Freilichtspiele Schwäbisch Hall Christina Koball ist gerade mal zweieinhalb Wochen in Schwäbisch Hall und hat schon alle Hände voll zu tun.

Zusammen mit Rainer Möck vom Kleinen Theater Hall leitet sie seit dem 9. Oktober 2009 das Theaterprojekt Abenteuer Vielfalt. Dabei bringen die beiden die Jugendlichen des Projekts ins Spiel.

Schon an ihrem ersten Tag ist es offensichtlich, dass Theater, Spielen und mit jungen Menschen zu arbeiten ihre vertraute Welt ist. Schon seit 15 Jahren bewegt sie sich in diesem Metier.

Ermutigt von ihrem Vater, fing sie mit Theaterspielen an als sie neun Jahre alt war. Nach dem Abitur entschied sie sich, ein Freiwilliges Kulturelles Jahr am Theater Vorpommern zu absolvieren. Danach studierte sie Theaterpädagogik an der Fachhochschule Osnabrück. Nach Ihrem Abschluss (B.A.) begann sie als Theaterpädagogin und Erzieherin an der Deutschen Schule Bilbao zu arbeiten. Heute arbeitet sie als Theaterpädagogin für die Freilichtspiele Schwäbisch Hall.

Vieles dreht sich um die Theaterwelt: Leidenschaft, Engagement, Studium und jetzt ihr Beruf. Platz für andere Interessen gibt es wenig, aber dennoch nimmt sie sich Zeit zum Reisen, Lesen, Sport und ihren Freund in Würzburg. Sie ist voll Tatendrang und ist konsequent: einmal angefangen muss sie ein Buch zu Ende lesen, auch wenn es ihr nicht gefällt. Aber wenn sie an etwas Gefallen findet, dann leuchten ihre Augen voller Enthusiasmus und sie lächelt: "Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel ist das letzte gute Buch, das ich gelesen habe". Sie spricht gern über ihre Zeit in Spanien, in der sie die Vielfalt des Landes und dessen Art von Tanztheater kennen gelernt hat.

Das Thema Vielfalt ist schon damals bei ihrer ersten Stelle in Bilbao ein wichtiger Faktor gewesen. Die Leiterin des Kindergartens der Deutschen Schule schätzte Erzieherinnen mit unterschiedlichen Hintergrundkompetenzen wert und so fand sich Christina inmitten einer bunten Mischung von Kolleginnen. Während ihrer Zeit in Spanien hat sie auch die Herausforderungen der Fremde erfahren: andere Sprache, andere Sitten, andere Spielregeln. Das Jahr in Bilbao war wichtig für sie und am Ende entwickelte sie schon ein Gefühl von Heimat. So war ihre erste Woche hier im Hohenlohischen - obwohl in Deutschland - überraschend fremd für sie, noch besonders Schwäbisch/Hohenlohisch.

Im Allgemeinen versteht sie Vielfalt als Luxus, der zuweilen überfordert, aber dennoch wichtig ist: "Wenn ich Shampoo kaufen will und vor einem Regal mit so vielen Sorten stehe, gibt es für mich zu viele Entscheidungsmöglichkeiten. Ich bin dann fast überfordert. Trotzdem stellt diese Möglichkeit zu entscheiden eine gewisse Qualität dar. Es ist Luxus. Auch wenn ich daran denke, dass es viele verschiedene, interessante Kulturen und Länder gibt. Aber das erschwert es umso mehr, Urlaub zu machen. Wo fängt man an?"

Konkret mit diesem Theaterprojekt fängt sie an, mit den Jugendlichen verschiedene, mögliche Umgangsformen mit Vielfalt zu suchen, damit zu experimentieren und darüber zu reflektieren. Über diese Möglichkeit ist Christina sehr froh: "Das Theater schult viele Kompetenzen, die heute wichtig sind, wie z.B. etwas gemeinsam trotz vieler Unterschiede zu schaffen. Theaterspielen als Erfahrung und Lernprozess fördert Empathie und das ist wichtig für einen guten Umgang mit Vielfalt.“

Sie mag es, mit jungen Menschen zu arbeiten, auch wenn sie vielleicht ungeduldig fragen "Wann fängt das Theater an? Warum spielen wir nur?", so stellen sie die Wichtigkeit oder sogar die Existenz der Theaterpädagogik nicht in Frage, wie viele Erwachsene es tun. "Manchmal, in meiner Freizeit, sage ich den Leuten nicht, was ich arbeite, weil ich es zu oft verteidigen muss".  Sie glaubt an das Theater - als Pädagogik aber auch als reine Unterhaltung. "Jeder kann Theater spielen und es berührt mich öfter, Laien spielen zu sehen als einen geschliffenen Profi auf der Bühne". Sie sagt, es ist nicht zu früh und nie zu spät anzufangen - das Angebot zu nutzen. Ihr Rat: "Traut Euch, Euch zu zeigen!"

Dann zeigt sie, was sie in der Hand hält. Sie hat es kürzlich auf der Straße gefunden: einen Heller. Nun ihre Frage an die HallerInnen: "Was ist ein Heller wert?"

Christina Koball, Theaterpädagogin 
theaterpaedagogik@freilichtspiele-hall.de
weitere Infos zur Person auf www.freilichtspiele-hall.de
Die Gruppe improvisiert eine "Maschine" durch Bewegungen, mit Geräuschen und was ihr noch einfällt...



"Image of..." dann spricht Christina ein Wort wie "Monster" und die Jugendlichen stellen ihre Interpretation dar. Hier warten sie auf den nächsten Begriff.
Foto oben: Christina Koball hält ihren ersten Heller in der Hand.
Text und Fotos: Patricia Masibay

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